In diesem Format lernst du vielseitige Menschen und ihre Berufung kennen. Unsere Gäste stellen sich mutig den Fragen über die eigene Endlichkeit und schenken dir einen spannenden Einblick in ihr Leben.
Welchen Einfluss hat der Tod auf dein Leben?
Ich beschäftige mich seit ich ein Kind bin mit dem Thema Tod. Mich hat schon immer interessiert, wo ich war, bevor ich in dieses Leben kam und wohin ich gehe, wenn ich dieses Leben verlasse.
Friedhöfe mochte ich schon immer gern.
Als ich 2019 mit der Diagnose «Brustkrebs» konfrontiert war, rückte das Thema «Tod» unangenehm nah und ich konnte tief erfahren, was Todesangst ist.
Tief in mir weiß ich, dass Sterben und Tod Teil des Lebens sind.
Was nicht heißt, dass ich besonders angstfrei damit bin.
Welche drei Dinge möchtest du erreicht oder erlebt haben, bevor du stirbst?
Im Mai 2021 habe ich mein erstes Buch veröffentlicht.
Dass ich mich nun «Autorin» nennen kann, bedeutet mir außerordentlich viel.
Ansonsten fällt mir zu dieser Frage irgendwie alles und gar nichts ein. Ich habe keine Kinder und möchte trotzdem Oma werden. Vielleicht fällt dem Universum da etwas ein. Aber all das ist nicht zwingend.
Eigentlich möchte ich alle Erwartungen loslassen und mich immer mehr dem Fluss des Lebens und der Freude anvertrauen.
Was für eine Art Sterben wünschst du dir?
Ich wünsche mir einen Sterbeprozess, mit dem ich einverstanden bin.
Ich möchte mich bis zum Sterben dem Leben hingeben und mich, wenn es soweit ist, dem Sterben hingeben. Schmerzfrei sterben fände ich genial.
Wo brichst du ungeschriebene gesellschaftliche Regeln?
Ich bin eine sehr kraftvolle und unabhängige Frau.
Ich habe keine Kinder und zur Zeit auch keinen Partner und finde das richtig
und gut so. Ich gehe einen sehr eigenen Lebensweg und schere mich sehr wenig um gesellschaftliche Normen.
Gibt es eine besonders wertvolle Erfahrung mit dem Tod, welche du gerne teilen möchtest?
Letztes Jahr ist der Lebensgefährte meiner Mutter überraschend binnen kürzester Zeit gestorben.
Nach einer Gehirn‐Operation lag er im Krankenhausbett und mir wurde gesagt, er sei nicht mehr
ansprechbar und könne sich auch nicht mehr mitteilen.
Er und ich haben uns immer gemocht.
Als ich dann zu ihm ans Bett kam und gesagt habe, dass ich da bin, ging ein Leuchten über sein Gesicht und er lächelte breit.
Das war einzigartig und hat sich als wunderschönes Bild in meine Seele eingeprägt.
Anschließend versuchte er, mir und meiner Mutter irgendetwas mitzuteilen.
Intuitiv spürte ich, dass er bereit war zu sterben.
Als ich das formulierte und ihm sagte, dass wir bereit sind, ihn gehen zu lassen, wurde er
schlagartig friedlich. (Die Tage vorher war er in ständiger Unruhe.)
Nicht lange danach ist er gestorben.
Mich hat diese Begegnung tief berührt und beeindruckt.
Wer ist : Ilona Clemens
Mist, wir sind sterblich
Ilona Clemens aus ‘Skorpion’ – viaanima Ausgabe 1-21
Ilona Clemens ist Wahlberlinerin mit ostfriesischen Wurzeln.
Seit über 20 Jahren beschäftigt sie sich mit Astrologie und ist als solche seit 2017 selbständig.
Eine weitere große Liebe von ihr ist das Schreiben.
Beides – die Astrologie und das Schreiben – bringt Menschen in Kontakt mit der Seele.
Und dort vorbeizuschauen lohnt sich immer, findet Ilona, denn nur dann können wir heilen und wachsen.
Vom Heilen und Wachsen handelt auch «Kraniche im Grenzland», das erste Buch von Ilona, in dem sie ihre Brustkrebserfahrung verarbeitet.