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leid und freud Trauerbegleitung Bestatter Bestatterin Alexandra Kossowski

Nun ist dies meine letzte Kolumne für die letzte viaMag-Ausgabe. Vier Jahre habe ich geschrieben. Vier Jahre, in denen es auch für mich viele Abschiede gab. Über einige habe ich geschrieben:

Mein erster eigener Kunde in der Bestattung, Henry*, dessen Mutter ich beigesetzt habe und dann zuletzt ihn selbst.
Die beste Bestatterin Berlins, Gabi*. Erst vor ein paar Tagen war ich an ihrem Grab, es ist nun ein Jahr her, dass wir ihre Trauerfeier gefeiert haben.

Aber auch von Kooperationen, Auftraggebenden und Kolleg*innen habe ich mich verabschiedet. Von vielen schlechten Angewohnheiten, wie Perfektion und notorischer Überbelegung meines Kalenders und damit meiner Zeit. Von Stress (das ist glaube ich ein laufender Abschied).

Aber auch Menschen oder Dinge, von denen ich mich verabschieden sollte. Und ich glaube, das ist manchmal der schwierigste Abschied. Ein Abschied, den wir selbst einleiten sollten. Weil uns Menschen oder Dinge nicht guttun.

Und nun verabschieden wir das viaMag.

Der „gute Abschied“

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HENRYS WAHLFAMILIE – von Alexandra Kossowski
lakaban unsplash

Mit Abschied verbinden wir Verlust, etwas oder jemand ist weg. Manche Menschen vermeiden Abschiede. Auch gerne in Form von „behalten Sie ihn*sie so in Erinnerung, wie sie ihn*sie zuletzt gesehen haben“. Was wir dabei aber umgehen (aus meiner Sicht irrtümlicherweise) ist die Möglichkeit unseren Körper und unser Gehirn begreifen zu lassen, dass diese Person nun tot ist.
So gesehen könnte man fast sagen: Im Tod haben wir ein natürliches Ende, das es zu begreifen gilt. Im „freiwilligen“ Abschied verändert sich unsere Beziehung zu dieser Person, nicht aber die Person selbst.

Während Corona durften oder konnten viele keinen Abschied nehmen. Ich glaube, die Pandemie hat uns wunderbarst gezeigt, wie wichtig ein Abschied ist. Besondere Worte sagen, eine letzte Berührung, in den letzten Stunden da sein.

Muss es all das sein? Nein.


Was ist dann wichtig für einen „guten Abschied“?
Selbstbestimmung.

Alles, was uns verwehrt bleibt oder umgekehrt, alles, was uns aufgezwungen wird, tut uns meist nicht gut. Es ist wichtig, auch schon im Kindesalter, entscheiden zu dürfen. Dazu brauche ich Menschen, die mir helfen eine selbstbestimmte Entscheidung zu treffen, die mir aufzeigen, welche Optionen es gibt und die mir vielleicht sogar helfen können mich selbst einzuschätzen mit dem, was ich für einen „guten Abschied“ brauche.

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HEY BABE, TAKE A WALK ON THE WILD SIDE – BYE, BABE von Alexandra Kossowski

Der „Moment“

Ich nenne es „den Moment, in dem es gut ist“. Der Moment, ich dem ich selbst entscheide das Sterbebett, das Grab, den Raum, die Person zu verlassen. Das heißt nicht, dass er leicht oder wenig schmerzvoll ist. Es heißt, dass ich diesen Moment gefühlt und bestimmt habe. Und wenn ich diesen Moment erreiche, sind die Chancen höher, dass ich einen guten Weg in meine Trauer finde.

Wenn mir dieser Moment künstlich vorbestimmt wird, fühlt er sich evtl. unvollkommen an. Als ob es zu früh war oder vielleicht erst gar nicht stattgefunden hat. Das kann mir -in meiner Erfahrung- ein Leben lang nachhängen und nicht mehr aus dem Kopf gehen.

Was wäre gewesen, wenn…?

Ich glaube für die meisten bedeutet dies wieder auf ihre Intuition zu hören. Viele vertrauen sich bei diesem Moment nicht selbst, folgen vorgegebenen Mustern und Konzepten und wundern sich später, warum es nicht “gut” ist.

Mit “gut” meine ich nicht, dass der Verlust gut ist oder der Tod eines Menschen. Ich meine unseren Umgang damit. Dass wir trotz all dem Schmerz spüren: So wie ich es gemacht habe, war es gut und richtig für mich.  Und was gut und richtig für mich ist, ist komplett individuell.

Jetzt ist es gut

Als ich erfuhr, dass das viaMag in dieser Form so nicht weitergehen wird, fühlte es sich trotzdem „gut/rund“ an. Wenn der Moment gekommen ist, dann dürfen wir ihm folgen. So traurig es auch sein mag.
Ein Abschied bedeutet auch Raum für etwas Neues. Jede*r Trauernde erlebt es: Unweigerlich müssen wir neue Wege gehen, lernen neue Menschen kennen, verändern uns. So wird es auch hier sein. Etwas wird sich verändern, weil etwas anderes Platz gemacht hat. Und zuvor hat es einen neuen Weg geebnet, an dessen Ende wir sonst nicht stehen würden, so wie heute.

Danke viaMag, Danke Bo!

leid und freud Trauerbegleitung Bestatter Bestatterin Alexandra Kossowski
Leid und Freud – Alexandra Kossowski – www.leid-und-freud.de

Weil ich diesen Moment so wichtig finde und ich es auch für absolut wichtig halte, dass alle Begleitenden um diesen Moment wissen, habe ich dazu einen online Workshop gestaltet: „Schwellenzeit – den Grundstein für gesunde Trauer legen“. Hier erfährst Du, wie sich dieser Moment darstellen kann, wie Du ihn begleiten kannst und wie Du Trauernden helfen kannst selbstbestimmte Entscheidungen zu treffen.
https://leid-und-freud.de/weiterbildung/

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