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Kürzlich bekam ich eine WhatsApp Nachricht einer lieben Bekannten. Sie schrieb mir, dass ihr
geliebter Kater überfahren wurde. Sie hätten den Unfall miterleben müssen – sie und ihre Kinder. Das Auto fuhr einfach weiter. Ihr tierischer Wegbegleiter war sofort tot.

Als ich diese Zeilen las, sah ich noch die Freude über den Einzug von Kater Liam vor 13 Jahren vor mir. Er begleitete sie auch, als die Kinder auf die Welt kamen, das Haus gebaut wurde. Und plötzlich ist er nicht mehr da. Kein Teil mehr in ihrem Leben, aus dem fortgerissen – und das vor den Augen des Frauchens und der Kinder. Der plötzliche Tod, dieser unvorbereitete Abschied ist etwas, das man nur schwer begreifen kann. Und wenn man dafür selbst keine Erklärung hat, wie soll man es dann den Kindern vermitteln?

Auch ich tue mich da ehrlich schwer. Selbst wenn ich mit einer nötigen Distanz beraten kann, bin ich doch Mama einer 6jährigen Tochter. Und genau diese Schicksale können uns hier jeden Tag begegnen. Jeden Augenblick. Und wenn der Tod an die Tür klopft, wie vermittelt man das dann den Kindern? Meiner Bekannten habe ich geraten ehrlich zu bleiben und da zu sein. Wir Erwachsenen neigen manchmal dazu stark zu spielen, Trauer zu verstecken. Doch warum dürfen unsere Kinder nicht sehen, wie sehr uns das Ereignis belastet? Warum weinen wir nicht zusammen? Meine Tochter Emma hat viele Abschiede verfolgen müssen. Bereits am Tag, als mir meine Schwangerschaft zum ersten Mal klar war, kam sie mit dem Tod in Berührung. Denn als die Frauenärztin anrief, mir mitteilen wollte, dass da in mir tatsächlich Leben wächst, stand ich heulend vorm Tierkrematorium um mein Kaninchen Bino dortzulassen. Bino war an diesem Tag ganz plötzlich verstorben. So nah liegen manchmal Glück und Leid zusammen… Im Laufe der Jahre verabschiedeten wir zusammen weitere Kaninchen und im vergangenen Jahr unsere Katze Mischu. Emma wurde immer mit einbezogen. Sie schmückte die Gräber. Sie malte Bilder. Und sie tut eines, was ich immer wieder sage: Wir gedenken stets!

Der Tod nimmt uns zwar das Lebewesen. Aber er löscht die Liebe und die Erinnerung an es nicht aus. Und wenn wir weiter von unseren Lieben sprechen, von ihnen erzählen und an sie denken, sind sie irgendwie weiter da. Emma weiß auch, dass es zwar schlimm ist Adieu zu sagen, aber dass es ohne dieses Geschöpf in unserem Leben viel schlimmer wäre. Denn jede Begegnung ist ein Geschenk. Ganz gleich wie kurz oder lang wir sie hatten.

Kunterbunte Abschiedsbücher

Als Mischu starb malte Emma ein buntes Bild mit Wassermalfarben. „Das bekommt Mischu mit auf die Reise“, tönte sie noch. Am Ende fand sie es aber doch zu schön, um es ins Grab zu legen. Dieses Bild haben wir aufgehoben. Es ist ins Abschiedsbuch gekommen, in das wir Fotos eingeklebt haben und in dem unsere Erinnerungen notiert sind. Solche Erinnerungsbücher finde ich sehr wertvoll. Viele Kinder gestalten gerne und haben an solchen Werken eine große Freude. Es ist zwar einerseits schwer, gerade wenn die Kinder älter sind. Andererseits wird durch die Gestaltung es jedoch auch etwas leichter, die Trauer zu verarbeiten. Ob ein Kind dazu Lust hat, muss es selbst entscheiden. Meist machen diese jedoch dann mit, wenn sich Mutter oder Vater damit beschäftigen und die ersten Seiten füllen.

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nathan boadle unsplash

Emma erzählt auch viel von Mischu. Ich glaube es ist kein Monat vergangen, in dem Mischu nicht Thema war. Sei es als „weißt du noch als sie“ bis hin zu „wir hatten auch mal eine Katze!“ Und obwohl wir uns alle eine neue Katze wünschen würden, ist der Platz bislang nicht neu besetzt worden. Denn für uns war klar, dass es so eine Katze nicht noch ein zweites Mal geben wird. Mischu ist nicht austauschbar. Und bereit für neuen kätzischen Nachwuchs sind wir trotz einiger vergangener Monate noch nicht.

Kinder trauern anders. Und doch können wir Erwachsene einiges von ihnen lernen. Gerade wenn es jüngere Kinder sind, die mit dem Tod unbedarfter umgehen können.

Meine Bekannte hat ihre Kinder mit einbezogen. Als am Tag des Unfalls beide aus dem Kindergarten nach Hause kamen, wurde der Kater gemeinsam verabschiedet. Man war füreinander da. So wie es sein soll. Für den Fall des Falles habe ich ihr Bachblüten empfohlen – die Notfallmischung. Denn gerade, wenn das Erlebnis durch Träume verarbeitet werden sollte, wären vielleicht Bachblüten ein guter Begleiter fürs Erste. Sie bedankte sich sehr für die vielen Tipps.

Nach unserem Kontakt musste auch ich erstmal alles sacken lassen, denn auch ein Tierheilpraktiker kann nach solch einem Austausch nicht zurück zur Tagesordnung gehen. Doch dass man nicht nur heilt oder lindert, vergessen viele Menschen in ihrer Euphorie oft, die den Wunsch haben mit Tieren zu arbeiten. Das ist aber ein anderes Thema und darüber spreche ich mit dir in einer der nächsten Kolumnen meines ungeschminkt.

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