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Der Mythos

"BEHALTEN SIE IHN*SIE SO IN ERINNERUNG WIE SIE IHN*SIE GEKANNTE HABEN"

leid und freud Trauerbegleitung Bestatter Bestatterin Alexandra Kossowski
Kolumne 'Leid und Freud'
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Alexandra Kossowski Kolumne 'LEID & FREUD'
5-2020

Ich höre das oft: „…aber der Bestatter hat damals gesagt, dass es besser wäre meine Tante nicht nochmal anzusehen. Ich solle sie so in Erinnerung behalten, wie sie zu Lebzeiten war. Ich wusste ja gar nicht, dass man Verstorbene auch nochmal sehen darf.“

Zwei Dinge fallen auf

„Sehen dürfen“. Es gibt keine rechtliche Beschränkung auf das Besuchen, Sehen von Verstorbenen. Man „darf“ zu jeder Zeit seinen Verstorbenen sehen und dies beimbei der Bestatterin einfordern.

(Ausnahmen: es gab eine Beschlagnahmung durch die Polizei, da die Todesursache vollständig geklärt werden muss. Solange der*die Verstorbene noch untersucht wird, kann man ihn*sie nicht sehen. Oder, wenn der Leichnam für die Wissenschaft gespendet wurde. Oder wenn eine nachgewiesene Infektion vorliegt, die ansteckend ist, beispielsweise Covid-19 bzw. die damit einhergehenden Beschränkungen.)

Ich habe auch schon gehört, dass Zugehörige um Zugang zumr Verstorbenen gebeten haben, derdie Bestatter*in dies aber „verweigert“ hat. Hier fielen auch Begriffe wie „Leichengift“ und „zu traumatisierend“.

Sicherlich hat hier jeder das Beste im Sinne. Gleichzeitig besteht die Möglichkeit einen Verstorbene*n zu sehen nur in den kurzen Tagen bis zu Einäscherung bzw. Beisetzung. Es gibt kein „Na dann eben später“.

Leichen sind übrigens zum Zwecke einer Abschiednahme und/oder Aufbahrung völlig „ungefährlich“. Sicherlich empfiehlt sich ein Händewaschen, einfach aus dem Grund, dass man nicht weiß, mit was oder wem der Sarg schon in Berührung gekommen ist. Es handelt sich nun mal um den Umgang mit vielen Menschen, tot und lebendig. Genauso, wie ich mir nach dem Fahren mit der U-Bahn die Hände wasche, würde ich es hier auch tun. Aber: Leichen sind nicht giftig und können generell von allen Menschen, groß oder klein, angefasst werden.

Sollte es der Fall sein, dass eine Verstorbener schon sehr schnell sehr weit im Verwesungsprozess ist, können immer noch andere Lösungen gefunden werden, wie man ihmihr nah sein kann: Der Sarg muss nicht offen sein. Man kann auch vom geschlossenen Sarg Abschied nehmen. Dann berührt Ihr das Holz. Oder derdie Tote ist mit einem Tuch bedeckt. Es gibt so viele Möglichkeiten. Und dafür sind Bestatter*innen da.

Manchmal ist das irre wichtig. Zum Beispiel, um zu verstehen, dass der geliebte Mensch nun wirklich tot ist. Sicherlich verstehen wir das faktisch im Kopf. Doch das Herz braucht manchmal etwas länger.

JA

Ja, Tote sehen anders aus. Die Muskeln sind komplett entspannt, das Blut weicht aus den Gefäßen, die Farbe der Haut ändert sich. Das muss aber nichts Schlimmes sein. Es zeigt, wie bei einer Krankheit bspw. auch, die Veränderung, die der*die Verstorbene durchlebt. Und kann durchaus ein wichtiger Schritt in der Verarbeitung und im Beginn des Trauerprozesses sein.

Ich erinnere mich an die Beerdigung meines Vaters. Ich fragte mich ganz oft, ob denn da wirklich mein Vater im Sarg liegt und was, wenn er es gar nicht ist? Unsere Toten „verschwinden“ irgendwie in Katakomben, von denen wir nicht wissen, wo sie sind. Wir haben komische Vorstellungen von dunklen Kühlräumen, Zetteln am Zeh, Leichentüchern. Und eigentlich sind wir froh, dass wir damit nichts zu tun haben müssen. Es geht aber eben auch ganz anders und kann uns helfen, einen anderen Umgang mit der Trauer zu finden.

Was noch auffällt:

Der*die Bestatter*in „bestimmt“ darüber, was für uns gut oder schlecht ist. Das wissen nur wir selbst.
„Aber ich weiß doch gar nicht, wie ich auf den Anblick eines Toten reagiere. Ich habe noch nie einen Toten gesehen.“
Ja und nein. Wir wissen instinktiv, was wir wollen und was nicht. Und es sollte zu jeder Zeit möglich sein einen Besuch bei Deinem*r Verstorbenen abzubrechen, wenn es wirklich nicht geht.
Ich habe oftmals Menschen erlebt, die dachten, dass sie das nicht können. Dann haben wir es gemeinsam probiert, Schritt für Schritt. Wir haben uns an den Händen gefasst, wir haben beschrieben, wie es im Raum aussieht, was passiert, wenn wir hineingehen. Wir haben erklärt, begleitet, Taschentücher gereicht. Und am Ende waren alle dankbar, dass sie nochmal Abschied genommen haben.

Nah sein geht immer

Ihr habt ein Recht darauf, Eure Verstorbenen zu sehen. Immer. Wenn es Euch wichtig ist, fordert es ein.

Und wenn Ihr Eure Verstorbenen nicht nochmal sehen wollt, dann ist das für Euch auch absolut richtig. Ihr entscheidet und Ihr wisst, was für Euch gut ist.
Niemand anderes.

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