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Das regelmäßige Schreiben von Texten ist so eine Sache. Ich habe schon immer gern geschrieben, aber halt nur eben dann, wenn es aus mir herausfloss. Ohne Deadline, Termine oder ähnliches. Als ich im letzten Jahr Bo und Sabrina für die Kolumne im viaMag zugesagt hatte, habe ich ein für mich ziemlich enges Commitment getroffen. Spannenderweise machen mir in diesem Fall die Deadlines keinen Druck (mehr), so wie ich das von anderen Verbindlichkeiten her aus der Vergangenheit kenne, dass dann der Druck zu groß ist und ich, gar nicht schreiben kann.

Beim Schreiben bin ich immer mit dem, was im Feld ist. Das heißt jedoch auch so lange die Füße still zu halten, bis klar ist, welches Thema im Feld ist und was geschrieben werden will. Manchmal ist es mir bereits einen Monat vor Abgabe klar und dann wiederum, so wie dieses Mal, erst wenige Tage vor der Deadline. Dieses Mal hat sich das Feld für das heutige Thema erst jetzt so richtig geöffnet und nur dann macht Schreiben aus meiner Erfahrung heraus Sinn. Alles andere wäre dann sozusagen am Thema vorbei.

Hoffnung ist ein spezielles Thema. Schon lange fühle ich es im Feld und dass es wichtig ist, darüber zu schreiben, erst wenige Tage. Aber es ist nicht so klar und deutlich wie manch andere Themen spürbar. Es ist mehr wie eine trübe, wabernde Masse, die sich nur schwer greifen lässt und an der wir gerne und lange festhalten. Ich sage bewusst wir, denn mir geht es an der ein oder anderen Stelle ähnlich. Spannenderweise auch in Bezug auf diesen Artikel, den du gerade liest. Die beiden oberen Absätze habe ich nämlich bereits am Tag vor der Abgabefrist geschrieben. Mehr ging an dem Tag nicht. Na ja, und heute ist Tag der Abgabe und es ist bereits abends. Mein Früheres ich hätte sich Hammerdruck gemacht. Gehofft, dass ich, wenn ich mich nur angestrengt an den PC setze, ich den Artikel irgendwie fertig bekomme. Heute habe ich es anders gemacht. Ich habe auf die Impulse meines Körpers gehört. Und der war heute Vormittag vor allem sehr müde. Also habe ich mich schlafen gelegt. Aus geplanten 45 Minuten wurden mehr als zwei Stunden, die ich im Koma verbracht habe und in denen ich zusätzlich noch einen spannenden Traum hatte. Und statt mich im Anschluss wieder an den Rechner zum Schreiben zu setzen, bin ich weiterhin meinen Impulsen gefolgt und habe die restlichen Verschönerungsarbeiten in meiner Wohnung durchgeführt. Jene, die seit meinem Einzug vor acht Monaten liegen geblieben sind und zu deren Erledigung ich bis vor knapp zwei Wochen überhaupt keinerlei Impulse hatte. Während ich so vor mich hin werkelte, arbeitete das Thema Hoffnung in mir und ich habe heute an einem völlig banalen Beispiel erlebt, was geschieht, nachdem die Hoffnung gestorben ist.

Hoffnung ist ein krass großes Thema, eng verkoppelt mit unserer christlichen Kultur, die uns alle völlig ungeachtet einer Konfessionszugehörigkeit prägt. Der Keim Hoffnung ist sozusagen in unseren Knochen verankert.

Jeder kennt die Sprüche rund um das Thema Hoffnung, die da heißen:

„So lange du die Hoffnung behältst, wird alles gut. Die Hoffnung ist das Einzige, das dir bleibt.“, oder

„Die Hoffnung stirbt zuletzt.“

Für mich ist das Spiel mit der Hoffnung wie mit dem Esel, der hinter an einer Angel befestigten Karotte herläuft und sie niemals erreicht. Deshalb lautet meine Devise, gespeist aus waschecht gelebten Erfahrungen:

Sei kein Esel, der einer Karotte nachrennt. Wirf die Angel weg und iss die Möhre. Lass die Hoffnung sterben!

Bei diesem Thema spielt übrigens noch ein wichtiger Aspekt eine Rolle. Nämlich der, dass niemals dein Wille geschieht, sondern immer SEIN Wille.

Wer ist er, dessen Wille geschieht?

Er hat viele verschiedene Gesichter. Die einen nennen ihn Gott, die nächsten das Schicksal. Wiederum andere das Universum oder eine höhere Macht und ich nenne ihn „die da oben“. Wobei ich dir nicht einmal genau sagen kann, wer die da oben sind. Ich weiß nur, dass jede dieser Bezeichnungen die Quelle selbst meint.

Etwas weiter oben habe ich ein banales Beispiel aus meinem Alltag erwähnt. Von diesem möchte ich dir gerne erzählen.

Vor zehn Tagen habe ich mir eine neue Matratze bestellt. Nach Außen hin keine große Sache für mich, unter Anbetracht meiner eigenen Geschichte jedoch schon. Denn die richtige Matratze steht für Wohlfühlen, einen sicheren und gesunden Schlaf und hat auch etwas Beschützendes. Alles Dinge, die mir in meiner Kindheit weitestgehend gefehlt haben. Dementsprechend war das Bestellen dieser Matratze eine sehr große Sache für mich. Diesen Schritt gehen konnte ich erst und der war dann schlussendlich ganz leicht, nachdem ich das letzte Kapitel aus meiner Vergangenheit geschlossen hatte.

Diese Matratze hatte laut Herstellerangaben eine durchschnittliche Lieferzeit von vier bis sechs Werktagen. Ich dachte cool, dann hast du spätestens Donnerstag deine Matratze. Ab dem zweiten Tag nach meiner Bestellung bemerkte ich, wie ich innerlich unruhig und hibbelig wurde. Eine Mischung aus Aufregung und Vorfreude, aber vor allem Nervosität. Eine Nervosität, die ich mir nicht so recht erklären konnte. Der Donnerstag rückte immer näher und es kam noch immer keine Mail mit der Versandbestätigung. Der Verstand hatte allerlei Erklärungen parat, weshalb das so ist und dass die Matratze bestimmt doch am Donnerstag hier sei, weil ich hab es ja so gefühlt. Der Donnerstag rückte näher und keine Matratze kam an. Das erste Mal, als meine Hoffnung enttäuscht wurde. Ich tauschte mich mit einer Freundin darüber aus und während dieses Gesprächs öffnete und änderte sich das Feld, sodass ich das Thema loslassen konnte. Das Ergebnis war, binnen einer Stunde flatterte die Mail mit der Versandbestätigung in das Postfach meines Mailaccounts hinein.

Soweit so gut. Loslassen führt automatisch immer zur Änderung der Energie und damit zum Öffnen einer neuen Tür, dass wir empfangen dürfen. Das ist immer und bei allen Dingen so.

Im Falle meiner Matratze war es so, dass gleich wieder die Hoffnungsmaschinerie in Gang gesetzt wurde. Frei nach dem Motto, „Hey cool, spätestens Samstag ist sie da. Da kannst du am Samstag die alten Matratzen schon mal zum Sperrmüll bringen und hast gleich Platz für die Neue“.

Der Samstag rückte näher und mir war bereits morgens klar, dass das heute nichts mit der Lieferung der Matratze wird. Das war in dem Fall auch völlig in Ordnung, denn das Leben war von der Gestaltung her ein wenig anders als meine Pläne im Kopf. Es wollte sein eigenes Tempo gehen und ich habe mich diesem Tempo angepasst. Denn ich wusste ja, Montag kommt die Matratze. Weil wenn die schreiben, ein bis zwei Werktage, dann ist es logisch, dass, wenn die Matratze am ersten Werktag nicht kommt, dann ganz sicher am Zweiten. Steht ja schwarz auf weiß in meiner E-Mail. 😉

So hoffte ich weiter und der Verstand war für einen Moment beruhigt. Sonntag Abend hatte der Verstand eine neue Idee. Ich hatte Montag Vormittag einen Termin, zu dem ich mit dem Auto hinfahren sollte. Der Wertstoffhof lag auf dem Weg, beschloss ich, die alten Matratzen da schon mitzunehmen, denn wenn ich das tue, wissen die da oben, dass sie mir auch am Montag die Matratzen liefern müssen, weil ich anderenfalls auf der Couch schlafen müsste, wozu ich keine Lust hatte.

Gesagt, getan. Ich ließ mich auf dieses Experiment und auf die Gefahr hin, auf der Couch schlafen zu müssen, ein. Die Hoffnung schwang den gesamten Montag über wie ein Damokles-Schwert über mir. Es schwang und schwang, bis es dann am Nachmittag, nachdem alle Paketdienstleister ihre Tour durch meine Straße beendet hatten, ohne bei mir zu klingeln versteht sich, natürlich fiel. Es fiel und fiel und direkt in mein Bewusstsein hinein. Es folgten Momente der Enttäuschung, Frust, Widerstand darüber, dass ich nun doch auf der Couch übernachten muss und auch ein wenig Galgenhumor ob der ganzen Situation.

Im Laufe dieses Verarbeitungsprozesses habe ich das Ganze losgelassen. Meine Freundin und meine Tochter haben mir sehr dabei geholfen. Einfach, in dem sie mir andere Impulse gesetzt haben. Meine Tochter sagte zum Beispiel, „Oh wie schön, da schläfst du heute Nacht bei Milli“. Milli ist unsere Katze, die nachts ihren Schlafplatz auf der Couch hat. Darüber musste ich so schmunzeln, dass mein Widerstand dahinschmolz. Abends oder besser nachts dann im Bett, ‘ähm’ der Couch, lag ich dann und merkte, wie recht meine Tochter hatte. Milli genoss das so sehr, dass sie sich zum schlafen in meine linke Armbeuge legte und ich ihre Nähe genießen konnte. Ich gab mich vollkommen der Situation hin. Vergessen war der Widerstand und auch die Hoffnung, die ich zu Grabe getragen hatte.

Der Morgen kam und ich ignorierte mein Handy. Ich schaute nicht, wie die Tage zuvor darauf, ob eine Mail vom Versanddienstleister angekommen war, um mir zu sagen, wann die Matratze geliefert werden sollte. Nichts dergleichen. Ich war einfach da im Hier und Jetzt.

Nachdem die Kinder aus dem Haus waren, duschte ich und setzte mich zum Frühstücken auf die Terrasse. Milli sprang auf meinen Schoß und kuschelte eine Runde mit mir und als ich ganz in dem Moment versunken war, blinkte mein Handy und die zuvor lang ersehnte Mail mit der Benachrichtigung das die Matratze mittags geliefert würde, war da.

Als Mittags endlich die Matratze kam, war ich einfach nur happy, musste aber auch über die Situationskomik lachen. Es ist schon erstaunlich, wie groß unser Einfluss auf Geschehnisse ist, einfach nur durch die Energie, die wir hineingeben. Halten wir etwas fest oder lassen es fließen, machen wir energetisch etwas zu oder bleiben offen. Und dieses Beispiel war mir mal wieder eine Lehre in Sachen nicht mein Wille geschieht, sondern sein Wille.

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Eendra unsplash

In diesem Sinne wünsche ich dir guten Appetit beim Möhre essen. Ein wie ich finde guter Leichenschmaus auf der Beerdigungsfeier anlässlich dem Todes der Hoffnung. Und wenn du Lust hast, teil dir die Möhre mit dem Esel, so bist du nicht allein.

Wie geht es dir mit der Hoffnung, ist sie schon tot oder kämpft sie noch ums Überleben?

In Liebe,

deine Jessica

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