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Ein Strudel

AUS VIELEN EINDRÜCKEN UND GEFÜHLEN

Curology unsplash
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Sonja Tschöpe
Sonja Tschöpe Kolumne 'UMGESCHMINKT'
4-2021

Jemanden beim Sterben zu begleiten ist wie ein Strudel aus vielen Eindrücken und Gefühlen, der einen mit in die Tiefe zu ziehen scheint. Gerade wenn ein Mensch sehr viele Jahre, vielleicht sogar Jahrzehnte mit einem Tier zusammenleben durfte, es möglicherweise sogar das erste Tier ist, das nun stirbt, folgt für viele Tierhalter tiefschwarze Nacht. Alles wird düster. Die Freude verschwindet aus dem Leben.

Eine tierlose Freundin fragte mich einmal, ob man den Verlust von Mensch und Tier wirklich so „gleich“ betrachten darf. „Es wären ja doch verschiedene Individuen.“ Früher hätte ich vermutlich entrüstet nach Luft geschnappt und sofort eine Antwort gegeben. Heute weiß ich, dass es für manche Menschen einfach sehr schwer verständlich ist, wenn Tierhalter in Depressionen fallen, weil ihr Tier sterben wird oder bereits gegangen ist. Es gibt immer mehr Menschen, die Freunde, Familie, liebe Bekannte usw. vielleicht bereits verloren haben und deren Herz nun an einem Tier hängt. Und wenn das auch noch geht, wo ist der Horizont? Tiere gehören zur Familie dazu. Für manche sind sie Kindersatz. Für andere pelzige Familienmitglieder, mit denen man sicherlich genauso viel Zeit verbringt, wie mit dem Rest der Familie. Man versorgt sie, man kümmert sich. Man kämpft auch auf dem letzten Lebensabschnitt und natürlich darf man trauern, wenn sie gehen. Mich würde heute eher schocken, wenn gar keine Trauer verspürt werden könnte.

Wo bleibe ich?

Bei all der Konzentration um den Kampf ums Leben des Tieres vergessen sich meine Tierhalter meist selbst. Sie gehen ihrem Alltag nach, müssen vielleicht arbeiten. Versorgen aber weiter ihr Tier, füttern zu, säubern es, geben Medikamente. Sich selbst übersehen und vergessen sie dabei. Es wird keine kurze Pause zum Auftanken genutzt. Man verschiebt das. „Ich bin nicht so wichtig! Es geht schon.“

Wenn das Tier dann verstorben ist, kommt meist der völlige Kollaps. Körper und Gefühle brechen wie ein Kartenhaus in sich zusammen. Man kann nicht mehr. Und je größer der Verlust umso schwärzer wird die Nacht um einen herum. Auch für Tierhalter kann nach dem Ableben des Tieres, oft in den ersten 4 Wochen nach dem Verlust, eine tiefe Depression beginnen. Immer mehr Tierhalter finden keinen Horizont, sind in einem Gedankenstrudel mit lauter „Warum“-Fragen und Vorwürfen, sie haben nicht alles richtig gemacht.

Bachblüten und Aromaöle

Sobald ich einen Menschen beim Sterben seines Tieres begleite, nutze ich deshalb immer sehr frühzeitig Bachblüten und Aromaöle, die ich den Tierhaltern empfehle. Sie können sicherlich nicht den Schmerz nehmen, aber die Kombination verhilft meist, dass man wenigstens für einen kurzen Moment an sich denkt und durch die spätere Trauer leichter gelangt.

Düfte lenken das Bewusstsein auf etwas anderes. Sie können dazu verhelfen, dass man sich an etwas erinnert. Hier nutze ich gerne Wald-Aromen, die eine stark erdende Wirkung haben, wenn man sie wahrnimmt. Oder Zitrusfrüchte, um einen Hauch von Sommer zu schenken. Generell gilt aber, dass sich Menschen ihre passenden Düfte selbst aussuchen. Es gibt mittlerweile vielerorts Läden, die Düfte anbieten, an denen man eine Schnupperprobe nehmen kann.

Bei den Bachblüten kommt für mich eigentlich nur eine einzige in Frage, die ich immer wieder empfehle: Honeysuckle. Sie soll beim nach Vorne blicken unterstützen und dabei helfen, dass man das Vergangene abschließt. Hier geht es weniger darum das Tier zu vergessen, sondern sich von den Schuldgefühlen zu befreien, man habe nicht alles richtig gemacht. Das ist nämlich totaler Bullshit. Wie könnte ein liebender Tierhalter, der sein Tier auf dem letzten Lebensabschnitt intensiv begleitet hat, der es gefüttert, versorgt, gepflegt, gereinigt usw. hat, etwas falsch gemacht haben?

Tanz des Teufelchens

Bei solchen Gedanken sitzt mal wieder das kleine Teufelchen auf der Schulter und tanzt lachend Polka. Es versucht uns einzuschüchtern, klein zu machen. Und oft fehlt dem trauernden Menschen dann der Mut und das Selbstbewusstsein die Stimme des Teufels auszuschalten.

Dabei geht das so einfach, denn was würde unser Tier von uns denken? Unser Tier macht uns keinen Vorwurf. Unser Tier liebt uns. Und unser Tier weiß, was wir alles bewegt haben, um die Lebenszeit zu verlängern… Wenn man sich daran erinnert, wird die Stimme vom Teufelchen sehr schnell sehr leise.

Bachblüten und Aromaöle lasse ich so oft wie und so lang wie nötig geben. Meist aber 4-6 x täglich über bis zu 4 Wochen. Die Tierhalter merken selbst, wann es genug ist.

Und irgendwann ist auch der Horizont wieder da. Vielleicht erst einmal in einem Nebelschleier. Vielleicht auch nicht direkt hell von der Sonne erleuchtet. Doch irgendwann kommt hoffentlich die Freude wieder zurück ins eigene Leben und man lernt, dass das geliebte Tier nun eben anders an der Seite ist.

Kolumne 'UMGESCHMINKT'
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