Erstmal, was bedeutet „traumatisieren“? Oder „traumatisiert“ sein? Wir verwenden den Begriff heutzutage recht umgangssprachlich und häufig.
Medizinisch steht dahinter die Posttraumatische Belastungsstörung (kurz PTBS). Man denkt hierbei schnell an Soldat*innen, die nach einem Kriegseinsatz darunter leiden oder an Opfer von Überfällen, Gewalt bzw. auch Naturkatastrophen.
Aber: auch Menschen mit einer langwierigen Krankheitsdiagnose und/oder lebensverkürzenden Erkrankung, sowie deren Zugehörige, können an einer PTBS erkranken.
Wie äußert sich eine PTBS?
>> anhaltende, belastende Erinnerungen an das Trauma, oder ein wiederholtes Erleben des Traumas in intensiven, sich aufdrängenden Erinnerungen (Flashbacks). Oft ausgelöst durch Schlüsselreize, die die*der Betroffene mit dem Trauma verbindet (zBsp. Fotos, Menschen, Gerüche, Geräusche)
>> ein wiederholtes Erleben des Traumas in Träumen oder Alpträumen
>> Vermeiden von Aktivitäten, Situationen, Gedanken, Gefühlen, die Erinnerungen an das Trauma wachrufen würden und die mit dem Trauma zusammenhängen
>> teilweise oder vollständige Gedächtnislücken an das Trauma
>> andauerndes Gefühl von emotionaler Taubheit (Unfähigkeit, Freude, Trauer oder andere Gefühle zu empfinden)
>> Schlafstörungen, starke Schreckhaftigkeit, extreme Wachsamkeit, Konzentrations- und Gedächtnisschwierigkeiten, Reizbarkeit oder Wutausbrüche
>> Gleichgültigkeit und/oder vermindertes Interesse gegenüber anderen Menschen oder der Umgebung, sozialer Rückzug
>> beeinträchtigte Stimmung, zum Beispiel starke Ängste oder Depressivität
Quelle: therapie.de*
Wie kommt es dazu im Krankheitsfall?
Kontrolle und Selbstbestimmtheit nehmen einen großen Teil im traumatischen Erleben ein. Traumatisch ist eine Situation immer dann, wenn wir komplett überwältigt sind, die Kontrolle über eine Situation verlieren und existentiell bedroht sind.
Wenn diese Situation über Monate oder Jahre anhält, kann eine PTBS auftreten, übrigens auch verzögert, also über sechs Monate nach dem Vorfall hinaus.
Das „Spannende“ ist, dass nicht nur Patient*innen betroffen sein können, sondern auch Zugehörige. Zu sehen, wie jemand der mir sehr lieb ist, an einer schweren Krankheit erkrankt, ggf. lebensverkürzend, ist auch für Familie und Freunde überwältigend und ein Kontrollverlust. Abgesehen von der zusätzlichen emotionalen Belastung, Ängsten, Pflege, zu organisierenden Logistik.
Was tun bei Symptomen einer PTBS?
Generell kann eine PTBS, die ggf. unerkannt bleibt, über Jahre anhalten. Die meisten Patient*innen benötigen psychologische Hilfe.
Das Gehirn muss lernen das Erlebte zu verarbeiten und zeitlich einzuordnen. Durch das überwältigt-Sein werden bestimmte Teile des Gehirns voneinander abgespalten, so dass die normale Verarbeitung des Erlebten nicht funktioniert. Sozusagen ein „genialer Schutzmechanismus“ des Körpers in lebensbedrohlichen Situationen, der nur irgendwann wieder „abgestellt“ werden muss. Es ist überhaupt nichts ungewöhnliches, das wir das alleine nicht mehr schaffen, nachdem wir wie zBsp. bei einer langfristigen und/oder lebensverkürzenden Krankheit für lange Zeit im „Überlebensmodus“ waren. Unser Körper und Geist sind sozusagen dauer-überspannt in konstanter Alarmbereitschaft.
Übungen, die uns ins „Hier & Jetzt“ holen sind wichtig. Bspw. bei Alpträumen oder wenn wir merken, dass sich Gedanken erneut aufdrängen wollen: Sich auf Gegenstände im Raum konzentrieren, etwas trinken, tief einatmen und die Luft anhalten so lange es geht, einen Handschmeichler kneten…
Wichtig ist, dass unser Nervensystem lernt, zur Ruhe zu kommen.
…oder mal im Wald baden…
Ich bin neulich auf Waldbaden gestoßen und habe gelernt, dass Bäume gewisse Stoffe aussenden („Terpene“), die wir über unsere Haut aufnehmen und die uns Entspannung bringen können. In Japan ist Waldbaden sogar staatlich anerkannt und wird therapeutisch eingesetzt.
Wenn Du nicht mobil bist oder Unterstützung beim achtsamen Waldbaden benötigst, dann empfehle ich Dir Katharina Nathe**. Sie ist Achtsamkeits-Trainerin, Waldbaden-Expertin sowie Hochschuldozentin für Waldbaden zur nachhaltigen Stressbewältigung und bietet live, wie auch online, achtsame Walderlebnisse an.
Umso schneller, umso besser
Übrigens: Umso schneller wir nach einem traumatischen Erlebnis Unterstützung erhalten, umso geringer wird die Chance, dass wir langfristig an einer PTBS erkranken. Daher werden heutzutage auch Notfallseelsorger*innen eingesetzt, wenn es schwere Unglücke gab oder Zugehörigen eine Todesnachricht überbracht werden muss (bzw. steht dieses Angebot zur Verfügung).
Auch bei der Diagnose einer schwerwiegenden Krankheit können wir uns um psychologische Unterstützung bemühen.
Uns beruhigen und in die Ent-Spannung kommen sind die Hauptziele bei einer PTBS. Sie können helfen mit Symptomen umgehen zu lernen, ersetzen aber natürlich nicht die professionelle psychologische und therapeutische Hilfe. Bitte suche Dir ärztlichen Rat, wenn Du unter den genannten Symptomen leidest.