Kreativität spielt häufig eine wesentliche Rolle mit dem Tod umzugehen und kann konstruktiver Bestandteil der Bewältigung sein. In meiner Praxis und in meiner Arbeit mit Betroffenen beobachte ich Kreativität in den unterschiedlichsten Formen.
So werden die letzte Ruhestätte und gemeinsame Rituale mit Familie und Freunden gestaltet sowie Erinnerungen gesammelt. Um Liebe anschaulich greifbar und erlebbar zu machen, verwenden wir ganz natürlich das einfache Mittel der Kreativität und der Kunst. Das Ende des Lebens wird auf vielfältige Art und Weise begleitet. Es geht um den Ausdruck der Verbundenheit und der Liebe in der Zeit des Abschieds in Gemeinschaft.
Dabei ermöglicht auch das Erlebnis, etwas Eigenes für den Verstorbenen zu gestalten und der Liebe einen Platz zu geben, einen stärkenden Impuls in einer schwierigen Zeit. Bei den meisten Trauernden und dazu gehört insbesondere das kreative Schreiben und Malen, weil es ein wunderbares Mittel ist, seinen persönlichen Umgang mit Trauer zu finden. Kreativ zu werden bedeutet, die eigene Handlungsfähigkeit zurückzubekommen. Eigene Emotionen zu gestalten und Trauer auszudrücken, ist an sich schon ein heilender Prozess.
Genauso spielt auch die dauerhafte Bewahrung von Erinnerungen eine wichtige Rolle, denn diese können mit der Zeit verblassen. Es besteht daher das Bedürfnis, einen besonderen Platz hierfür zu gestalten. Hier ermöglicht das neu erschienene Kreativbuch „Unendlich ist die Liebe“ es Daten, Erinnerungen, Gedanken und eigene Gefühle in einem Buch zusammenzufassen und einen einzigartig-persönlichen Platz für Erinnerungen durch Kreativität zu schaffen.
Die eigene Kreativität ist ein unterschätztes Element
Svana Seidel
Durch meine Arbeit mit Betroffenen habe ich erlebt, dass Kreativität häufig auch eine Chance bietet, Krisen zu verarbeiten, Verhalten zu verändern und neue Kräfte für die Zukunft zu bilden.
In der eigenen Kreativität ist insbesondere nicht das zeichnerische Können im Vordergrund, vielmehr geht es darum, den eigenen Erinnerungen und Gefühlen einen dauerhaften Platz zu geben. In meiner Arbeit und in meinen Büchern setzte ich an diesem Punkt an, denn ein liebevoll angeleitetes Bild, ein Spaziergang oder das Versenden einer „Himmelspost“ initiieren sehr wertvollen Handlungen im Umgang mit der Endlichkeit. Und ermöglichen die Gewissheit, dass die Liebe bleibt und dies auch sichtbar und fühlbar gemacht werden kann.
Die eigene Kreativität ist daher aus meiner Erfahrung ein unterschätztes Element in der intensiven Zeit des Abschiedes und in dem Umgang danach. Sie drückt einfach aus, was mit Worten allein nicht zu sagen ist.