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Ja, Du hast richtig gelesen. Ich schreibe heute über das Liebesleben von Witwen. Ich habe sogar schon eine Podcastfolge * zum Thema gemacht. Denn eine Freundin von mir ist jung, verwitwet, kurz danach Mama geworden und hatte null Interesse, sich in jungen Jahren die Butter vom Brot nehmen zu lassen.


Im Rahmen ihres Studiums hat sie sich dann mit dem „Sex- und Liebesleben von Witwen“ beschäftigt und selbst nachgeforscht.


„Die Frau meines Bruders würde ich gar nicht wollen“


Mein feministisches Herz kriegt immer leichtes Flimmern bei dem Thema: In einem meiner Seminare zu kultursensibler Trauer- und Sterbebegleitung arbeitete ich mit einer jungen Dame aus dem Libanon zusammen. Sie erzählt, dass es oftmals auf dem Land noch der Brauch sei, dass der Bruder des verstorbenen Mannes, dessen Frau heiraten muss. Damit sie versorgt ist bzw. die Kinder weiterhin in der Familie des Mannes versorgt sind und in ihrem Sinne erzogen werden. Die Frau hat hierbei kein Mitspracherecht.


Eine Dame, die hier mit Geflüchteten gearbeitet hat, hat dies sogar selbst erlebt. Nach der Flucht starb der Ehemann hier in Deutschland und die Witwe heiratete kurz darauf ihren Schwager. Ob sie ein Mitspracherecht hatte oder dies in ihrem Sinne war, darüber wurde nicht gesprochen.


Des Weiteren muss im Islam eine Frau vier Mondmonate und zehn Tage (122 Tage) warten, bevor sie wieder heiraten und damit theoretisch auch wieder Sex haben darf (davon ausgehend, dass Sex außerhalb der Ehe verboten ist). So wird sichergestellt, dass sie nicht schwanger ist,


In Indien ging man noch weiter …


Es konnte belegt werden, dass bereits vor über tausend Jahren in Skandinavien, China oder Griechenland Witwen mit ihren verstorbenen Ehemännern verbrannt wurden. In Indien ist noch ein Fall von 2006 belegt. Hier nennt man diese Praktik „Sati“. Die Witwen werden dann wie Göttinnen verehrt. *


Als Witwe kann es passieren, dann man aus der Familie des Mannes verstoßen wird und ohne Einkommen in einem Leben in Armut endet.


Ganz schön krass.


Das Trauerjahr


Das was mir hier noch begegnet ist, ist das klassische Trauerjahr, in dem man schwarz trägt, wenn man trauert. Das beschränkt sich allerdings nicht auf Witwen oder Witwer. Frag‘ Dich einmal selbst: Wenn Dir eine Freundin erzählen würden, dass sie nach bspw. fünf Monaten bereits wieder datet, wie geht es Dir damit? Denkst Du instinktiv „das ist doch viel zu früh“ oder „dann kann es mit der Trauer ja nicht weit her sein“?
Welcher Zeitrahmen wäre angemessen Deiner Meinung nach?


Auch hier finde ich: Trauer ist individuell. Und es kommt auf die Umstände an. War das Ehepaar glücklich verliebt und der Ehemann wurde durch einen Unfall aus dem Leben gerissen? War die Ehe bereits nicht mehr glücklich? Fällt es mir als Witwe leicht allein zu sein oder war ich immer in einer Beziehung? Lebte das Paar vielleicht sowieso in einer offenen Ehe und die Trauer hat nichts mit dem Wunsch nach körperlichen Berührungen zu tun?


Möglichkeiten über Möglichkeiten.
Eine Empfehlung für Euch ist Nora McInerny. Ihr Partner verstarb 2014. Kurze Zeit später lernte sie ihren aktuellen Ehemann kennen, mit dem sie seit 2017 verheiratet ist. Die Geschichte hat sie in ein Buch gepackt und den Podcast „Terrible, thanks for asking“ * ins Leben gerufen. Auch sie musste mit Vorurteilen kämpfen, weil sie sich „schnell“ wieder neu verliebt hat.


Zwei Männer lieben


Ich hatte im letzten Jahr eine Kundin in der Trauerbegleitung, die ein Jahr nach dem Tod ihres Mannes wieder mit dem Dating beginnen wollte. Ich fand es total mutig.
Traut Euch, das zu suchen, was Euch wichtig ist. Traut Euch, Eure Witwen-Freundinnen offen in dem zu unterstützen, was ihnen wichtig ist.
Nora sagt, sie liebt zwei Männer: ihren verstorbenen und ihren aktuellen Ehemann. Wie viel Liebe da ist! Und das ist doch toll!

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