Während des ersten Lockdowns wohnte ich bei einem Freund.
Unser Motto war wohl das von vielen: Mensch ärgere dich nicht.
Wir spielten, egal wann. Ganze Tage und Nächte durch.
Bis ich irgendwann bemerkte, dass es in der Schweiz anders heisst. Das Spiel, welches uns durch diese ganz besondere Zeit begleitete. «Eile mit Weile».
Ein Wort mit Bedeutung. Aus einem Zuhause vor dieser Zeit.
Er erinnerte mich sanft an etwas, tief in mir verankert. Klang in meinen Ohren wohltuend, fast schon verlockend, dieser Titel. Zu weilen anstelle der ewigen Eile, drinnen wie draussen. Wie passend, zu diesen Monaten wo alles still stand. Das einzige Bewegungsbild zeigte Toilettenpapiersuchende Menschen durch die Stadt wandeln. Die sich bestimmt ärgerten, Mensch.
Was würde wohl passieren, wenn wir alle Tempo reduzieren und uns in Geduld üben? Präsent sind. Besonders in Zeiten der Eile einfach eine Weile gedulden. Den Schmerz durchfühlen, wenn er sich zeigt. Du weisst es: Wenn es knallt, dann richtig. Mit Karacho, mittenrein. Ungefragt. Schorf von Wunden aufreissend, welche kaum verheilt waren. Neue Verletzungen zufügend, unwissend wann einfach genug ist.
Genauso verhält es sich umgekehrt, denn Gefühle werten nicht. So darfst du Glück aushalten, wenn es sich unerwartet, still und leise zur Türe reinschleicht. Sich mit an den Tisch setzt. Sanft und milde lächelnd. Wie den Gefährten der Trauer darfst du seinen Nebenspielern einen Platz bei dir anbieten, zusätzliche Stühle rausholen oder bei Mitmenschen leihen, wenn sie dir fehlen.
Du darfst das Glück geniessen. Darum bist du hier. Um zu fühlen und anzunehmen, was da ist und sich gerade zeigt. Um Mensch zu sein.
Alles Liebe für die Vorweihnachtszeit.
Sabrina