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Diese und viele andere Fragen stellte ich mir schon als junge Frau und es brauchte Jahre, bis ich einigermaßen zufriedenstellende Antworten fand. Ich war 21 Jahre, als meine Mutter starb. Ich war auf dem Papier 21! Gefühlt habe ich mich damals lange wie in verlassenes Kind.

Davor assoziierte ich Trauer „nur“ mit „traurig sein“. Sicher waren früher schon andere Menschen in meinem Umfeld verstorben, jedoch keine wirklich nahen Bezugspersonen. Und wenn eine Mutter stirbt, hat das noch einmal eine ganz andere Tiefe. So habe ich es damals zumindest empfunden. Das ist mittlerweile 30 Jahre her.

Damals entdeckte ich nach einigen Jahren – ca. 6 – dass ich nicht mehr in Trauer war, sondern langsam immer dankbarer wurde, dass ich meine Mutter überhaupt kennenlernen und mit ihr leben durfte.

Gefühlt habe ich mich damals lange, wie ein verlassenes Kind.

Und dennoch versetzt es mir heute immer noch einen Stich, wenn ich andere schlecht über ihre Mutter reden höre. Auch meine hatte ihre „Schwachstellen“ und dennoch hätte ich sehr gerne mit ihr viel mehr Zeit verbracht. Zudem gibt es schon noch Momente, wo ich ein paar Tränen in Andenken an sie verdrücke. Mal aus Freude, mal aus Traurigkeit, dass sie so früh gehen musste.

Irgendwann damals entschied ich mich jedoch – unbewusst -, dass meine Trauerzeit nun beendet sei. Das bedeutete natürlich nicht, dass meine Trauer sofort versiegte. Ich ging jedoch anders mit ihr um. Im Laufe der Zeit lernte ich, sie zu beherrschen und nicht mehr umgekehrt. Das geht ebenfalls natürlich nicht von Beginn an.

Man sagt, dass das erste Jahr immer am schwierigsten sei aufgrund der ganzen Festtage und gemeinsamen Rituale, die nun neu und anders erlebt werden (müssen). Meiner Erfahrung nach sollte man sich dieses erste Jahr auch unbedingt die Zeit für all das nehmen. Es holt einen sonst immer wieder ein und Trauer kann auch pathologisch werden. Sie kann Deinen Alltag bestimmen und ab einem gewissen Punkt ist es nicht mehr ohne fachliche Hilfe zu schaffen.

Leider treffe ich immer wieder Menschen, die vor einigen oder gar vor vielen Jahren einen schlimmen Verlust erlitten haben und in ihrer Fassungslosigkeit, in ihrer Trauer regelrecht gefangen sind. Manche haben sich auch schon so daran „gewöhnt“, dass sie sich auch nicht mehr vorstellen können, dass sie da herauskommen.

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hauf unsplash

Und doch ist es machbar!

Es gibt viele Wege und Möglichkeiten und jeder darf für sich entscheiden und „probieren“, was ihm hilft.

Eine Möglichkeit ist das Prinzip des „Empowerments“ zu Deutsch: Selbstkompetenz, Selbstermächtigung. Es geht darum, sein Leben wieder selbst in die Hand zu nehmen. Wir holen uns zum Beispiel unterschiedliche Hilfestellungen an die Seite. Wir reden mit vertrauten Menschen oder schweigen gemeinsam. Wir gehen durch unsere Gefühle und Gedanken und nutzen dafür geschützte Räume mit wohlwollenden Menschen, die uns in erster Linie zuhören und nicht sofort ihre Lösungen überstülpen. Und ja, diese gibt es. Es gehört auch zu Empowerment so lange zu suchen, bis man die passenden Räume und Menschen für sich gefunden hat.

Wir beginnen wieder auf kleine, schöne Dinge vermehrt zu achten und uns langsam auch wieder daran zu erfreuen. Sei es ein Regenbogen, Sonnenuntergang oder Ähnliches zu sehen und zu schätzen.

Wir gehen langsam kleine Schrittchen und nutzen verschiedene Räume, um unsere Trauer zu leben. In unserem Tempo, auf unsere Art und Weise. Wir finden (neue) Rituale, die uns guttun und langsam wieder in unser Leben zurückführen bzw. hinführen.

Wir nehmen uns bewusst Zeit für unsere Trauer und beginnen genauso bewusst, uns die Zeit für schöne Dinge zu nehmen.

All das geht nicht von heute auf morgen und lass dir bitte nicht von der Außenwelt einreden, wann du was zu tun hast. Es ist dein Leben und du entscheidest.

Jedoch frage dich, ob derjenige, den du verloren hast, wirklich gewollt hätte, dass du nun für immer oder für viele Jahre in Trauer lebst. Und frage dich, was du selbst tun kannst, um wieder in dein Leben zurückzufinden. Übernimm deine Verantwortung, organisiere dir jegliche Hilfestellungen, nimm dir Zeit und gehe dadurch.

Das ist nie leicht! Doch es lohnt sich immer wieder!

Finde deine Selbstkompetenz, hole sie dir wieder und gehe deinen eigenen Weg.

Ich wünsche dir viel Mut, Kraft und wohlwollende Komplizen an deiner Seite!

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