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Mit einem Lächeln Abschied nehmen

Fünf Tipps für Trauerreden mit einer Prise Humor

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Darf man in einer Rede zur Beerdigung Witze machen? Auf jeden Fall, sagt Redenschreiber Matthias Müller-Krey. Denn lustige Erinnerungen und Anekdoten können dabei helfen, den Abschiedsschmerz ein wenig zu lindern.

Im Schreibtisch meines Großvaters fanden wir eine alte Postkarte. Die hatte ihm ein Freund aus seinem Heimatdorf in der Eifel viele Jahre zuvor geschickt. Auf der Karte stand kurz und knapp:

Der Fritz ist gestorben. Komm zur Beerdigung. Es wird schön.“

An diese Postkarte denke ich jedes Mal, wenn ich eine Trauerrede schreibe. Denn sie erinnert mich daran, wie nah Ernst und Heiterkeit oft bei einander liegen. Tatsächlich gibt es nur wenige Momente im Leben, die vollkommen traurig oder einfach nur fröhlich sind.

Das gilt auch für Beerdigungen. Zum Schmerz über den Abschied kommt bei vielen Trauergästen auch eine tiefe Dankbarkeit darüber, dass sie einen Teil ihres Lebensweges mit der Verstorbenen gehen durften. Viele empfinden an dem Tag auch Trost und Erleichterung, weil sie ihren Schmerz mit anderen Trauergästen teilen können.

Gute Trauerreden würdigen darum nicht nur den Abschiedsschmerz, sondern auch die vielen anderen Emotionen, die die Zuhörer an diesem Tag mit sich herumtragen. Damit die bunte Mischung von Gedanken und Gefühlen bekömmlich bleibt, würzt du sie am besten mit einer Prise Humor. Wie das geht, erfährst du in diesen fünf Tipps.

Tipp 1

Eine humorvolle Trauerrede braucht eine klare Botschaft

Es ist nicht das Ziel deiner Rede, die Trauergäste zum Lachen zu bringen. Du willst den Angehörigen ein paar Gedanken mit auf den Weg geben, die ihnen dabei helfen, mit ihrem Schmerz besser klarzukommen. Amüsante Bemerkungen und Erinnerungen sind ein Mittel dazu. Aber im Mittelpunkt deiner Rede steht deine Botschaft. Darum musst du dir vor dem Schreiben zunächst die Frage stellen: Was will ich meinen Zuhörern eigentlich sagen?

Die Botschaft für deine Beerdigungsrede zu finden, ist nicht schwer. Wichtig ist aber, dass du dein Kernanliegen klar formulieren kannst und dich beim Schreiben deiner Rede voll und ganz darauf konzentrierst. Deine Botschaft kann zum Beispiel lauten:

Der Verstorbene war ein großartiger Mensch, dessen Leben wir uns zum Vorbild nehmen sollten.“

Oder:

In meinen Gedanken wird die Verstorbene für immer weiterleben.“

Oder:

Die Verstorbene hinterlässt eine große Lücke, die wir nur gemeinsam schließen können.“

Oder:

Wir dürfen die Angehörigen mit ihrer Trauer nicht alleinlassen.“

Wichtig ist, dass du zuerst entscheidest, was du deinem Publikum mitteilen möchtest. Danach kannst du Erinnerungen, humorvolle Gedanken oder Anekdoten an deiner Botschaft aufreihen wie Perlen an einer Schnur.

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Tipp 2

Würdige in deiner Trauerrede auch die lustigen Momente des Lebens

Jeder Mensch hat Verdienste, Errungenschaften und Leistungen, die in einer Trauerrede gewürdigt werden sollten. Doch Menschen sind mehr als die Glanzpunkte ihrer Lebensläufe. Nach dem Tod erinnern sich Freunde und Verwandte auch an gemeinsame Abenteuer, witzige Erlebnisse und absurde Augenblicke. Die sollten in deiner Trauerrede ebenfalls angesprochen werden. Formulieren kannst du das zum Beispiel so:

Der Abschied von Michael fällt uns allen unheimlich schwer. Vieles werden wir niemals vergessen: Seine Wärme, seine Geduld, seine Hilfsbereitschaft und seinen absolut hoffnungslosen Versuch, das Opernsingen zu lernen.“

Ein tolles Beispiel für diesen Mix aus Ernst und Humor, bietet die Trauerrede von George W. Bush zur Beerdigung seines Vaters. Darin werden nicht nur die Verdienste von Bush Senior als Vater und Präsident erwähnt, sondern auch seine Abneigung gegenüber Brokkoli.

Weitere humorvolle Trauerreden findest du hier.

Tipp 3

Humorvolle Zitate helfen beim Schreiben

Zur Beerdigung eines geliebten Menschen eine Rede zu halten, ist selbst für erfahrene Redner eine Herausforderung. Darum solltest du dir vor dem Schreiben in Erinnerung zu rufen, dass du mit deinem Problem nicht völlig allein dastehst.

Viele große Denkerinnen und Denker haben in ihrem Leben ebenfalls vor der Aufgabe gestanden, passende Worte zum Thema Tod zu finden. Von ihren Ideen kannst du dich inspirieren lassen, indem du zum Beispiel in einem Zitathandbuch oder im Internet einen Ausspruch suchst, der deine Botschaft besonders originell und geistreich zum Ausdruck bringt.

Diesen Tipp hat sich auch George W. Bush (beziehungsweise sein Redenschreiber) beim Formulieren der Trauerrede für Bush Senior zu Herzen genommen. Zu Beginn seiner rührenden und gleichzeitig köstlichen Ansprache zitiert er den Humanisten Ashley Montagu:

Ich will jung sterben – und zwar so alt wie möglich.“

Gleich darauf erzählt Bush eine Anekdote, in der sich sein Vater im Alter 85 Jahren in seinem Speedboat ein Rennen mit dem Secret Service lieferte. Viele weitere Geschichten folgen, die allesamt dazu dienen, den Lebenshunger des Verstorbenen zu würdigen – und das Zitat am Anfang bietet den idealen Rahmen dafür.

Weitere humorvolle Zitate für deine Trauerrede findest du hier.

Tipp 4

Nur nahe Angehörige sollten intime Witze machen

Je persönlicher der Gag, den du in deiner Trauerrede machen möchtest, desto näher solltest du dem Verstorbenen gestanden haben. Wenn zum Beispiel der Chef oder die Vorsitzende des Sportvereins humorvolle Bemerkungen über Marotten oder Charakterschwächen machen, könnte das von den Trauergästen leicht als unpassend empfunden werden.

Anders ist das bei nahen Angehörigen und engen Freunden. Nehmen wir an, die Ehefrau des Verstorbenen möchte zum Ausdruck bringen, wie sehr sie ihren Mann vermisst. Dann kann sie in ihrer Trauerrede davon berichten, dass ihr sogar seine Macken und Schwächen fehlen. Ein großartiges Beispiel für diese Mischung aus Witz und Traurigkeit liefert ein Kurzfilm der Regisseurin Yasmin Ahmad aus Singapur.

In dieser fiktionalen Trauerrede geht die Rednerin sogar soweit, vom nächtlichen Schnarchen und Pupsen ihres Gatten zu berichten. Damit gelingt es ihr, die Zuhörer nicht nur zum Lachen zu bringen, sondern sie darüber hinaus tief zu bewegen.

Tipp 5

Lies deine Rede vor der Beerdigung mindestens zwei Personen laut vor

Niemand kann mit absoluter Sicherheit vorhersagen, ob deine Trauerrede den richtigen Ton treffen wird. Es gibt nur eine Möglichkeit, das herauszufinden: Du musst es ausprobieren – und zwar nicht erst bei der Beerdigung, sondern schon vorher.

Frag einen nahen Angehörigen oder eine enge Freundin des Verstorbenen, ob sie bereit sind, dir vorab ein Feedback zu geben. Da es eine Rede ist, genügt es nicht, ihnen den Redetext zum Lesen zu senden. Du must ihnen die Rede laut vortragen. Notfalls kannst du auch eine Ton- oder Videoaufnahme schicken. Wichtig ist, dass jemand, der die Verstorbene gut kannte, dir mitteilt, ob deine Worte die von dir beabsichtige Wirkung entfalten.

Fazit: Wenn du diese fünf Tipps beachtest, wirst du mit deiner Trauerrede dem Verstorbenen einen würdigen Abschied bereiten. Du wirst den Schmerz von Angehörigen und Freunden lindern und ihnen helfen, mit einem Lächeln Abschied zu nehmen.

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Matthias Müller-Krey arbeitet als freiberuflicher Redenschreiber und Ghostwriter in Berlin. Er schreibt Reden, Bücher und andere Texte für Führungskräfte aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik.

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