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Was die Raupe Ende der Welt nennt,
nennt der Rest der Welt Schmetterling.

Laotse

Ein Satz. In einer Todesanzeige. Heute Morgen. Vielleicht als Trost gedacht. Den Tod nicht als das Ende sehen wollen, sondern als Neubeginn – als eine andere Form des Lebens. Aber ist das so einfach?

Seit dem Tod eines guten Freundes, der nun schon über ein Jahr zurück liegt, ist für mich die Endlichkeit eine nicht zu verleugnende Tatsache. Ein Aus und Vorbei, das schwer zu tragen ist. Obwohl er selbst  – in seinem Glauben tief gefestigt –  an die Reinkarnation glaubte, stellt sich für mich – als Zurückgelassene – die Frage: Was habe ich davon, wenn er in anderer Form wiedergeboren wurde? Kann ich mich mit ihm austauschen? Nimmt er, sie oder es – was auch immer er jetzt ist – die losen Fäden auf, spinnt ein neues Netz und fängt mich, meine Trauer, meine Sehnsucht auf?

Nein! ist meine Antwort. Ich bleibe zurück mit meinen Erinnerungen, meinen Gedanken, meinen unausgesprochenen Sätzen und dem Wunsch auf Wiedersehen (und nicht nur auf ein Wiedersehen. Nein – auf eine unbegrenzte Anzahl. Immer und immer wieder ..)  Einsamkeit begleitet mich seit seinem Tod.

Aber es geht wohl in diesem Satz nicht um die Zurückgelassenen. Vielleicht soll es ein Trost für den Verstorbenen sein. Dem Motto entsprechend:

Keine Angst. Du lebst weiter – irgendwie, irgendwo und irgendwann. 

Aber braucht der Tote wirklich Trost? Braucht ein Sterbender Hoffnung? Ich weiß es nicht.

Aber ist das Sterben / der Tod nicht eher ein in sich abgeschlossener Vorgang, der mit dem „Nichts“ endet. Dieses Nichts, was so unsagbar schwer vorstellbar für uns Menschen ist . Aus und vorbei. Irgendwann aus den Gedanken der Welt verschwunden. Einige wenige, die versuchen Ihre Erinnerungen festzuhalten und doch spüren, wie sie verblassen. Sehen, wie der Alltag , wie das Leben gewinnt. Nur noch kleine Schlaglichter – ausgelöst durch Erinnerungsfetzten. Und dann stellt man fest: Oh, lange nicht mehr an ihn gedacht.

Doch wenn ich mich an ihn erinnere, schmerzt mein Herz, die Sehnsucht wächst, die Traurigkeit wird tiefer. Und so meide ich den Gedanken an ihn. Verdränge ihn aus meinem Leben und dann kommt er  – einfach so –  mit einer Wucht um die Ecke, die mich niederstreckt. Die mich eintauchen lässt in den See der Tränen, in dem ich fast ertrinke.

Um etwas gegen meine Traurigkeit zu tun,  entscheide ich mich, ihn zu besuchen. Ich fahre in den Friedwald, um ihm bzw. seinem Baum nah zu sein.

Kleiner Gedanke zwischendurch:

Ist der Baum der Schmetterling für mich?

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Erst zwei Mal war ich dort, doch seinen Baum finde ich auf Anhieb. Enttäuscht stelle ich fest, dass  kein Weg, kein Trampelpfad, ja , nicht einmal Fußspuren zu seinem Baum führen. Besucht ihn denn keiner? frage ich mich. Eine ganz andere Frage steigt in mir auf: Was willst Du hier? Mit ihm reden, ihm nah sein, Seelenverwandtschaft  fühlen, lauten meine Gedanken.

Ich bahne mir einen Weg zu seinem Baum, will mich gerade anlehnen und die Kraft des Baumes (oder seine?) spüren, als ich sehe, dass auf dem Erinnerungsschild ein zweiter Name steht. „Ursula Meyer, gest. 06.01.2017“. Schockiert, erschüttert bleibe ich stehen. Wer ist die? Was macht die hier? Es ist doch SEIN Baum. Ich sehe das Geburtsdatum und schließe daraus, dass es sich um seine Schwiegermutter handeln muss. Natürlich habe ich gewusst, dass dieser (sein) Baum als Familienbaum gedacht war, aber für mich sollte es sein Baum bleiben. Enttäuscht drehe ich mich um. Ich kann nicht mit ihm (mit diesem Baum) sprechen. Es wäre eben  kein Zwiegespräch – ein Dritter würde zuhören.

Und so kehre ich zurück, gemeinsam mit meiner Einsamkeit, meiner Sehnsucht und meiner Trauer in die Welt der Raupen. Mein Schmetterling fliegt nicht mehr ….

Manchmal überfällt mich noch immer die Trauer über seinen Verlust. Oft denke ich, dass muss ich Gerd gleich mal schreiben, um dann mich traurig daran zu erinnern, dass geht nicht. Er ist nicht mehr da …. aber ich weiß auch, dass Leben geht, weiter und es war/ist ein großes Geschenk gewesen, dass ich ihn kennen lernen durfte…

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