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leid und freud Trauerbegleitung Bestatter Bestatterin Alexandra Kossowski

Trauerspaziergang in Berlin. Ein warmer, luftiger Sommertag. Wir wandern einmal um den See, trinken gemeinsam Kaffee und sprechen über alles, was gerade belastet.

Mangelnde Literatur zum Thema Trauer. Alleine als Witwe*r in einer 80 qm-Wohnung „übrig“ zu sein nach 50 Jahren Ehe. Lebensfreude und Wiedererlangung selbiger.

Eine Teilnehmerin fragt mich dann plötzlich „…und was gibt Ihnen diese Arbeit?“

Nicht zum ersten Mal sind Menschen verwundert, wenn ich sage, dass ich Trauerbegleiterin bin. Manche wissen auch noch gar nicht, dass es diesen Beruf gibt. Manche denken, ich helfe nach einem Todesfall mit Bürokratie und Dokumenten. Manche denken, man braucht doch niemanden, der beim Trauern hilft.

Wenn ich mich bspw. bei Netzwerkveranstaltungen vorstelle, sage ich als kleinen „ear catcher“ immer „Ich bin Alexandra. Ich tröste Menschen. Ich bin Trauerbegleiterin.“ Meistens wird es dann ganz still und in die Stille hinein sage ich mit einem breiten, aus vollem Herzen kommenden Grinsen „….und mir macht das richtig Spaß!“
Damit ist die Stille gebrochen, die meisten lachen überrascht und auch ein bisschen erleichtert. Nein, jetzt kommt kein schwieriges Thema, wir weinen nicht und ich predige auch nicht das Ende des Lebens (auch, wenn das in Zeiten vom nahenden Untergang des Planeten gar nicht so abwegig wäre). Und nein, ich mache mich nicht über den Tod lustig, ich ergötze mich auch nicht an Trauernden.

Ich fand mich letzten Sommer im Garten des Hospizes sitzen, in dem ich Ehrenamtliche bin (darüber begann meine Geschichte der Trauerbegleitung). Es war heiß, wir erinnern uns an den Jahrhundertsommer 2018. Aber im über 100 Jahre alten Hospizgarten war es schattig, kühl, friedvoll. Eichhörnchen huschten über die Terrasse, irgendwo wässerte ein Gartenschlauch die Blumen und plätscherte langsam vor sich hin. Der Wind wehte in den Baumkronen. Und es herrschte diese Stille in meinem Kopf, um mich herum, bei allen anderen.
Diesen Frieden und diese Stille kenne ich bisher nur aus dem Hospiz.

ICH BIN EINFACH EXTREM DAVON ÜBERZEUGT, DASS DER TOD DAS LEBEN RICHTIG KRASS MACHT UND DASS DER TOD EIN LEICHTES THEMA SEIN KANN UND DARF

Um mit den Worten einer Hospizkoordinatorin zu sprechen: „Diese Intensität, diese Ehrlichkeit, diese Klarheit, die im Hospiz herrscht, möchte ich nicht erst auf meinem Sterbebett haben. Die möchte ich jetzt schon.“

Besser hätte ich es nicht sagen können. Am Ende blättern all die Dinge weg, die uns tagtäglich so wichtig erscheinen. Die eMail beantworten, den Termin wahrnehmen, hier noch hin und da, schnell noch einkaufen, eine Diät machen, etc. Ihr wisst, worauf ich hinaus möchte.

Am Lebensende ist das jedoch nicht mehr wichtig. Warum aber erst am Lebensende? Und warum bereuen wir dann, dass wir all das wirklich Wichtige so lange ignoriert haben?

Mir gibt also diese Arbeit Klarheit, Intensität und Ehrlichkeit. Klarheit und Fokus für mein Leben. Ehrlichkeit gegenüber mir selbst, immer das zu leben, was aus mir heraus will, meine Vision und Mission. Und das Ganze umgesetzt, erfüllt mich mit einer Intensität, wie ich sie 38 Jahre lang nicht in meinem Leben hatte.

Ich wollte übrigens schon als Teenager Psychologie studieren und hätte mit 16 am liebsten das Schülerpraktikum in der Pathologie gemacht. Psychologie habe ich mir wegen meinem „Defizit“ in Mathe nicht zugetraut und da ich mich sowieso immer wie ein Außenseiter gefühlt habe, wollte ich diese Rolle nicht noch durch zwei Wochen Pathologie bestätigen.
Mittlerweile bin ich Heilpraktiker für Psychotherapie und habe schon beim Bestatter Totenwaschungen gemacht, was ein sehr spirituelles Erlebnis ist. Also sozusagen eine „light“ Version meines ursprünglichen Traums.

WAS WAR DEIN TRAUM ALS JUGENDLICHE/R UND WAS DAVON LEBST DU HEUTE? BZW. WÄRE ES NOCH WICHTIG, ES ZU LEBEN?

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