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Ich glaube wir kennen die Situation alle: Jemand stirbt und man sagt „Mein herzliches Beileid“ und verfällt danach in ein unangenehmes Schweigen.

Als meine Mutter im Sommer 2019 gestorben ist, hatte ich die Situation oft. Viele Bekannte und Freunde waren überfordert mit der Situation. Es gab entweder Floskeln oder alle wurde so gut es geht unter den Tisch geschwiegen. Einige sind auch einfach abgetaucht und haben sich gar nicht mehr gemeldet – so lange bis ein bisschen „Gras“ drüber gewachsen ist und man nichts mehr sagen muss.

Aber wie reagiert man richtig?

Es gibt keine Anleitung und kein richtig oder falsch um mit Trauer umzugehen. Trauer ist individuell. Wichtig ist, dass man einfach da ist und zuhört.

Auch in meiner Familie kommt es immer noch zu komisch Situationen. Den perfekten Weg damit umzugehen, haben wir noch nicht gefunden. Als ich mich im Laufe der Zeit mehr und mehr mit Trauer beschäftigte, merkte ich, vielen geht es damit ganz ähnlich wie mir.

Im Oktober drehe ich meinen Bachelorabschlussfilm „Manchmal will ich schreien“. Ich arbeite schon seit Dezember an dem Drehbuch, um möglichst alle Aspekte und Probleme, die Kinder und Jugendliche mit dem Thema haben zu zeigen. In Filmen wird der Tod oft am Rande thematisiert. Aber es gibt immer nur ein danach und ein davor – selten ein währenddessen oder kurz danach. Selten wird das Thema „Trauer“ wirklich als zentraler Punkt gezeigt.

Es ist schon verwunderlich: Der Tod betrifft irgendwann mal jeden von uns. Und trotzdem ist das Thema tabu.

In der Geschichte habe ich mich für die beiden Geschwister Maggie (13 Jahre) und Luke (20 Jahre) entschieden. Beide haben vor acht Monaten ihre Mutter an Krebs verloren. Vor dem Tod waren beide unzertrennlich, aber dadurch dass beide nicht wissen wie sie mit der Trauer umgehen sollen, entsteht eine immer größere Distanz zwischen ihnen.

Luke möchte möglichst alles verdrängen. Er spielt kein Klavier mehr, weil ihn das zu sehr an seine Mutter erinnert und hat dauernd wechselnde Partnerinnen, weil er zu viel Angst davor hat wieder jemanden zu verlieren. Außerdem besucht er Maggie und ihren Vater nur noch sehr selten im alten Haus der Familie und hat kaum Fotos von seiner Mutter in seiner Wohnung.

Maggie hingegen hält an allem fest. Sie trägt immer die alte Jacke ihrer Mutter und kratzt sich immer wieder die Narbe vom letzten mal Pizza backen auf. Außerdem ist sie wütend, weil sie mit keinem über ihre Gefühle reden kann. Als dann ihr Vater Michael auch noch vorschlägt, dass seine neue Freundin nur bei den beiden einziehen soll, wird es Maggie zu viel und sie rennt weg.

Mit dem Film möchten wir betroffene Kinder und Jugendliche abholen und ihnen zu zeigen, sie sind nicht alleine mit dem was sie fühlen. Mir ist es daher sehr wichtig, die Geschichte möglichst authentisch zu zeigen. Ich selber beschäftige mich seit diesem Jahr ehrenamtlich mit Trauerbegleitung. Viele Kinder und Jugendliche haben keinen richtigen Ansprechpartner und wissen nicht, wie sie mit dem Verlust umgehen sollen. Situationen wie beispielsweise mit einer neuen Stiefmutter, dem Umgang von alter Kleidung, dass nicht drüber reden können, Wut, Verdrängung, Festhalten etc. sind alles Dinge, die Maggie und Luke erleben und die eine Sammlung aus eigenen Erfahrungen und Erfahrungen von anderen Kindern und Jugendlichen sind. Auch wenn der Kurzfilm nur ein paar Aspekte der Thematik beleuchten kann, hoffe ich das sie möglichst jeder darin vertreten fühlt.

Ich habe das Gefühl, dass Thema „Trauer und Tod“ ist durch Corona ein bisschen mehr in den Vordergrund gerückt und es gibt immer mehr Menschen und vor allem Social Media Seiten, die sich damit beschäftigen. Das ist gut. Filme sind ein gutes Mittel um das Thema ebenfalls zu beleuchten viele Menschen abzuholen.

Der Film entsteht im Rahmen des Bachelorabschlussprojektes im Studiengang „Motion Pictures“ an der Hochschule Darmstadt. Er soll ca. 20 Minuten lang werden und nächstes Jahr auf diversen Filmfestivals in Deutschland präsentiert werden. Durch Corona entsteht er in einem kleinerem Team. Ich bin froh das ich Christoph Manderscheid als Kameramann (ebenfalls im Studiengang „Motion Pictures“) und Amy Geier („Zeitbasierte Medien“ – Hochschule Mainz) für das Projekt gewinnen konnte. Wir haben ein paar tolle Schauspieler gefunden, die perfekt in die Rollen von Maggie und Luke passen. Gedreht wird Anfang bis Mitte Oktober. Wir freuen uns sehr!

Bleib über ‘Manchmal will ich schreien’ auf dem Laufenden -> https://www.instagram.com/manchmal_will_ich_schreien/

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