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„Es war einfach eine von vielen wichtigen Erfahrungen“, erzählte mir Jenna, als wir uns über endgültige Abschiede unterhielten. Jenna hatte unerwartet, nach 10 Jahren Beziehung, ihren Lebenspartner verloren. Sie erlebte diese Trauer, als die schmerzlichste ihres Lebens. Ziemlich genau ein Jahr nach dem Tod ihres Lebensgefährten, verändert sich ihr Leben wieder grundlegend und sie wandert nach Kanada aus.

TEIL 1 – Jenna – “Einfach eine von vielen wichtigen Erfahrungen”hier

Jenna Müller-Tuffs, Bild Simone Naumann

Jenna Foto v Simone Naumann Boranka

Du hattest nach dem Tod deines Lebensgefährten eine sehr schwere Zeit. Auf einer Reise ändert sich dein Leben von Neuem und du landest in Kanada. Wie kam es dazu?

Mein Lebensgefährte und ich hatten vor seinem Tod eine Reise gebucht, um dem Sauwetter hier zu entfliehen. Nun rückte dieser Termin immer näher, und je näher er rückte, um so mehr musste ich weg von zu Hause. Trotz der Trauer, hatte ich dann einen richtig tollen Urlaub. Gegen Ende der Reise meldete ich mich telefonisch bei meiner Mutter. Ungefähr 10 Minuten nach diesem Telefonat, spricht mich ein Mann an. Um es kurzzumachen, er war der Grund, weswegen ich dann nach Kanada gezogen bin. Ich war ihm offensichtlich aufgefallen. Aus mir heute noch vollkommen unbegreiflichen Gründen hatte er es schon nach drei oder vier Tage geschafft, mir das Versprechen abzunehmen, dass ich ihn heirate.

Das ist bemerkenswert, dein Mann muss ein besonderer Mensch sein?

Ja, er ist ein sehr lieber, fast nobler Mensch. Leider hat er vom praktischen Leben absolut null Ahnung. Nachdem wir nun heiraten wollten, war für mich klar, neuer Mann und neues Land, ich muss einen Platz, ein Zuhause finden, das ich wirklich liebe. Mit diesem Wunsch sind wir dann sechs Wochen herumgefahren und haben uns unzählige Häuser angesehen.

Kanada ist ja bekanntlich wunderschön, wie schwer war es dieses besondere Zuhause zu finden?

Es war gar nicht einfach. Ich habe einige schöne Gegenden entdeckt, aber in Kanada ist es ähnlich wie hier, manche Häuser bleiben unerschwinglich und andere passen einfach nicht. In der letzten Woche, sind wir noch an die Westküste in Britisch Columbia und fanden ein sehr schönes Haus, mit Blick auf den Pazifischen Ozean. Unterhalb des Hauses kam man direkt zum Strand mit runden Kieseln und riesigen, runden, abgewaschen Felsen. Wir nannten einen Felsen unseren Elefanten, da er uns an einen Elefantenrücken erinnerte. Hier war ich unheimlich gerne und da kam mir zum ersten Mal der Gedanke, dass es hier genial für trauernde Menschen wäre. Die Seeluft tut gut und man hat viel Platz am Strand, ist aber trotzdem nicht einsam. Hier kann man in Ruhe weinen und trauern.

Du hast dein neues Zuhause das du liebst und zusätzlich diesen besonderen Platz zum Trauern gefunden. Du bist in einem neuen, fremden Land, wie bist du vorgegangen, um deine Idee umzusetzen?

Erst einmal habe ich das mit meinem Mann besprochen und ihn gefragt, was er davon hält. Der war total aufgeschlossen. Ich hatte zu dem Zeitpunkt schon Bekannte, die dort schon länger lebten und sich auskannten. Sie fanden meine Idee super und gaben mir den Hinweis, dass es in der Nähe schon etwas Ähnliches, eine Hospizgruppe gab. Ich nahm mit den Verantwortlichen des Hospiz Kontakt auf und nach wunderbaren Vorgesprächen, einem sehr intensiven und praxisnahen Training, war ich Teil des ehrenamtlichen Teams.

Nach welchen Kriterien wurden die ehrenamtlichen Mitarbeiter ausgesucht und wie sah das Training aus?

Die Gruppe wurde von der Leiterin – Rosemary und ihrer Stellvertreterin, mit enormer Erfahrung geführt. Die restlichen waren alles freiwillige, wie ich, die durch die Bank ehrenamtlich arbeiteten. Sie suchten interessierte Leute, wollten aber sichergehen, dass die Personen geeignet sind. Eine Grundvoraussetzung war, dass man gefestigt ist. Eine weitere der Bedingungen war, um in den Kreis aufgenommen zu werden, dass man bereits einen Todesfall erlebt hatte, der aber mindestens 2 Jahre zurück liegen und auch wirklich verarbeitet sein sollte. Es nützt keinem was, wenn man selber emotional noch wackelig ist und gleichzeitig eine Stütze für jemand anderen sein will. Ich finde, das ist einer der wichtigsten Aspekte bei dieser Arbeit, um einem Menschen gewappnet und gut zu begegnen.

Ich hatte ein langes Vorgespräch mit Rosemary, die erst im vorletzten Jahr, im hohen Alter verstorben ist. Sie war eine meiner besten Freundinnen und ich habe sie wirklich sehr bewundert. Bis heute ist sie für mich ein großes Vorbild. Die hat mich auf eine extrem liebevolle, aber sehr gründliche Art gedrillt. Ich weiß noch, dass ich sehr aufpassen musste, da ich als Deutsche oft viel zu direkt bin. Sie war ein wirklich über-taktvoller Mensch, so dass ich manchmal anfangs gar nicht mitbekam, wenn sie Kritik aussprach. Ich bat sie dann, „Rosemary, ich möchte dich verstehen“, und sie guckte mich ganz liebevoll an und sagte, „Du wirst auf jeden Fall eine von uns sein, wir brauchen dich.“

Man hört und spürt geradezu, wie sehr du Rosemary gemocht und bewundert hast. Das ist einer dieser Momente, die man nie wieder in seinem Leben vergisst

Es war ein Ritterschlag. Ich habe sie vom ersten Augenblick an bewundert. Sie war zu diesem Zeitpunkt schon deutlich älter, sehr gepflegt und von so einer völlig unabhängigen Schönheit und sehr gepflegt. Sie hatte so ein inneres Leuchten und ein unglaublich einzigartiges Gespür für die Menschen und wusste, wer zu wem passt.

Wie sah das Training beziehungsweise, die Vorbereitung genau aus?

Das Training war richtig intensiv und Teil davon waren auch viele Rollenspiele. Sehr wichtig war außerdem die Art der Kommunikation mit den Sterbenden und den Angehörigen. Dabei wurde uns eingebläut, durchaus die eigene Unsicherheit zuzugeben und auch lieber zu fragen, was dem betreffenden Menschen jetzt guttun könnte.

Wichtig war, den Ball und somit die Macht im Spielfeld dem anderen, dem Gegenüber zu lassen. Zusätzlich lernten wir auch ganz praktische Dinge, wie was dürfen wir und was nicht. Zum Beispiel auch, wie man die Hand eines Sterbenden richtig hält. Wichtig war hier, unsere Hand unter die Hand des Sterbenden zu legen. So hat der Mensch, auch wenn schon sehr schwach ist, die Möglichkeit seine Hand herabgleiten zu lassen, wenn er keinen Hautkontakt wünscht. Sterbenden fehlt irgendwann die körperliche Kraft ihre eigene Hand einfach wegzunehmen und man kann auf diese Weise ihnen ihre Entscheidungskraft bewahren.

Du hast erwähnt, dass Teil des Trainings auch Rollenspiele waren. Wie kann ich mir das vorstellen?

Uns wurden verschiedenste Aufgaben gestellt, die wir trainierten, um gut vorbereitet auf die Menschen zu teffen. Dabei übten wir, allgemein bestehende Dynamiken zu erkennen, auch wenn wir von Patienten oder Angehörigen auf Nebenschauplätze geleitet werden und wie wir damit umgehen können. Dass es auch mit dem ganzen Training Sachen gibt, die einem an die Nieren gehen und man auch Situationen erlebt, in denen man komplett ratlos ist. Und dann natürlich das wichtigste, die Kommunikation. Wichtig war, immer zu fragen, was dem Gegenüber jetzt guttun könnte und auch sagen, wenn man sich unsicher fühlt.

Wie hat deine Hospiz Erfahrung dein Leben beeinflusst?

Vor allem hat mir meine Hospiz Erfahrung später sehr geholfen. Mein ältester Bruder war ein Kleiderschrank von einem Mann und in seinem Leben nie krank. Er ist dann aber 2002 an Prostatakrebs gestorben. Etwa zwei-drei Tage bevor er starb, er war zu diesem Zeitpunkt nur noch Haut und Knochen, sagte mein zweiter Bruder: „Da kann ich nicht hinfahren.“ Aus meiner Zeit im Hospiz, wusste ich aber, dass es nicht mehr lange gehen wird, bis unser Bruder stirb. Ich habe ihn bestärkt und wir sind zusammen noch einmal zu unserem Bruder gefahren. Ich bin heute noch so froh, dass wir gemeinsam diesen Besuch geschafft haben. Mein Bruder ist auch heute noch dankbar dafür.

Schön, dass du und dein Bruder das gemeinsam geschafft habt. Es heißt, ein Kreis zeigt sich, bevor er sich schließt

Ich bin ja überzeugt, dass wir mehrfach Leben und das wir so lange wiedergeboren werden, wie wir was lernen sollen. Ich glaube auch, dass viele Seelen freiwillig wiederkommen, um Menschen zu helfen. Bei einigen bin ich sehr sicher, weil ich den Verdacht habe, dass sie das helfen im Leben nicht lassen können. Und genau die, die freiwillig kommen, müssten eigentlich nicht.

TEIL 1 – Jenna – “Einfach eine von vielen wichtigen Erfahrungen”hier

Bo Hauer www.naturheilpraxis-wm.de und www.praxisammarienplatz.de

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