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Wo ist die Liebe hin?

DURCH DICK UND DÜNN. VOM ERSTEN BIS ZUM LETZTEN ATEMZUG

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Tomasso unsplash
Sonja Tschöpe
Sonja Tschöpe Kolumne 'UMGESCHMINKT'
5-2021

Durch dick und dünn. Vom ersten Atemzug bis zum letzten. Wie heißt es so schön, dass ein Tierleben doch mehr sein sollte als gute Zeiten zu durchleben. Es kann jeden Tag ein Ereignis eintreten, was für Kummer sorgt. Und dann?

Viele ältere Tiere werden leider auch heute noch abgeschoben. Entsorgt. Viele anonym. Wenn ich diese Geschichten im Netz lese, gruselt es mich immer. Ich stelle mir vor wie die Tiere zuvor gelebt haben. Auch was ihre Besitzer vielleicht durchgemacht haben und was sie zu dem Entschluss trieb, den Tiersenior auszusetzen. Im besten Fall die Transportbox vorm Tierheim abgestellt zu haben, ehe man sich umdrehte und ging. Doch viele Tiere werden irgendwo entsorgt. In Köln kämpft gerade ein Kater ums Überleben, der abgemagert und dehydriert nur zufällig entdeckt wurde.

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Wo ist die Tierliebe hin, wenn unsere Pelznasen alt werden? Wenn sie gebrechlich sind, vielleicht unsauber werden? Wenn das Leben unbequem wird, weil sich nicht mehr das Tier integrieren kann, sondern man seinen Alltag dem des Tieres anpassen muss?

Eine Seminarabsolventin meines Sterbebegleitungskurses hat mir vor vielen Jahren erzählt, dass sie einen kleinen Verein hat, in dem sie sich um krank und ältere Katzen kümmert, die kein Zuhause mehr haben. Aufopferungsvoll versucht sie das Vertrauen der Tiere zu gewinnen, päppelt sie auf, versorgt sie. Sie sucht ein neues Zuhause und dabei bleiben oft auch ältere Tiere in ihren Pflegestellen. Ich war sehr beeindruckt, da sie durch ihr Engagement auch sehr oft traurige Schicksale erleben musste, bei denen der Tod die Heilung war. Ich fand das sehr mutig! Doch für sie ist es wichtig, dass diese entliebten Wesen nicht allein sind. Dass sie nochmal Liebe erfahren, egal wie sie diese annehmen. Manche werden nicht zahm, bleiben distanziert. Andere können sich nochmal öffnen, suchen Kontakt und genießen die Kuscheleinheiten.

Ist es nicht schwer, ständig dem Abschied „Hallo“ zu sagen?

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Für sie keineswegs. „Weißt du, ich bekomme doch so viel mehr, egal wie lange sie hier sind!“ Natürlich würde kein Abschied spurlos an ihr vorbeiziehen, aber „auch dank deines Kurses habe ich so viel für mich mitgenommen, dass ich damit umzugehen weiß.“ Und so hat sie verschiedene Rituale, die ihr und auch trauernden Katzen dabei helfen, den Verlust eines Tieres zu überwinden.

Was aber geht beim eigentlichen Besitzer vor? Wohlwissentlich man hat sein Tier abgegeben? Ich habe so einige Second Hand Tiere aus Privatvermittlung aufgenommen. Und die abgebenden Besitzer haben zu mir Zeit des Lebens der Tiere Kontakt gehalten. Ja, sie waren das gesamte Tierleben interessiert und haben am Ende auch den Tod mit mir gemeinsam betrauert, wenn es soweit war. Dass jemand so empathielos ist, dass ihn der weitere Verbleib eines Haustieres so gar nicht mehr interessiert, kann ich mir nur schwer vorstellen. Vielleicht „stalkt“ der Exbesitzer ja doch die Tierheim- und Tierschutzseiten….?

Droege unsplash
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Dennoch würde ich immer gerne wissen, warum musste man sich trennen? Woran lag es? Wenn selbst sehr betagte Menschen den Aufwand aufbringen, Medikamente einem älteren Tier zu geben, regelmäßig zum Tierarzt zu fahren, es öfter zu reinigen und zu pflegen, trotz möglicher eigener Gebrechen? Warum schaffen es Erben nicht, wenn sie vielleicht durch den Todesfall zum Tierbesitzer werden? Weshalb schaffen es junge Menschen nicht, die doch bestimmt auch mal mit viel Liebe genau jenes Tier aufgenommen haben?

Vielleicht ist es bei den Tieren aber auch ähnlich wie bei uns Menschen. Wie viele leben in einem Altenheim, obwohl sie das nie wollten. Obwohl sie sich immer gewünscht haben, bei den eigenen Kindern zu leben… Und vielleicht müssen wir Menschen uns einfach bereits von Beginn an auch damit befassen, dass es dieses Alt-werden tatsächlich gibt! Dass wir uns bei der Entscheidung „Ja für ein Haustier“ bereits sagen: „Hey, was wenn es alt wird, wenn es gebrechlich ist, wenn es nicht mehr so kann wie früher? Sind wir dann dennoch weiter da?“ So wie meine Seminarabsolventin für ihre Katzen. Und so wie meine Freundin Caro für ihren 15 ½ jährigen Hund Emilio. Und die 2 feiern jetzt sogar monatlich Geburtstag, weil das gemeinsame Leben nur noch sehr begrenzt ist. Eine wunderschöne Idee.

Kolumne 'UMGESCHMINKT'
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