Julia begleitet

Ein Resümee zum Mementotag 2020

Ein Wegweiser im Umgang mit Sterneneltern

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Ein Wegweiser im Umgang mit Sterneneltern. Eine Begegnungshilfe von Sterneneltern für einen empathischen Umgang mit Sterneneltern. Das war die Idee hinter meiner Aktion zum Mementotag 2020 und ein tiefer Herzenswunsch.

Die Notwendigkeit ist da, das ist mir aus persönlicher Erfahrung und der Rückmeldung anderer betroffener Familien bewusst. Und diese Dringlichkeit ist uns allen an jedem einzelnen Aktionstag nochmal mehr demonstriert worden:

Zahlreiche Beiträge haben mich täglich erreicht. Die Beiträge handelten von Schmerz, Verzweiflung und Rückzug, von entfremdeten Familien und Freunden und von verlorenem Vertrauen gegenüber Ärzten, Pflegern und Hebammen.

Sie handelten aber auch von einer tiefen Dankbarkeit, daran jetzt gemeinsam etwas ändern zu können. Etwas zu erschaffen, das ein Sprachrohr werden kann. Ein Sprachrohr zwischen Eltern, die ihr Liebstes verloren haben und damit vor dem Scherbenhaufen ihres Lebens stehen und ihrem Umfeld, das aus eigener Sprach- und Hilflosigkeit heraus nicht weiß, wie es den Betroffenen begegnen soll. Ein Bindeglied, dass ein Aufeinanderzugehen und miteinander-in-Kontakt-kommen möglich macht.

Der Wegweiser hat zahlreiche Begegnungen auf Augenhöhe und Herzebene ermöglicht“

Was soll ich sagen: Ich bin aus tiefstem Herzen dankbar für all die vielen Sterneneltern, die mich bei dieser Aktion und meinem Vorhaben unterstützt haben!

Gemeinsam haben wir tatsächlich etwas geschaffen, das eine fundamentale Hilfe in der Kommunikation zwischen verwaisten Eltern und ihrem Umfeld darstellt.

Der Wegweiser hat zahlreiche Begegnungen auf Augenhöhe und Herzebene ermöglicht, die vorher so nicht denkbar gewesen wären.

Von einer dieser Begegnungen möchte ich unbedingt berichten, weil sie mich persönlich zutiefst berührt hat:

In meinem monatlichen Online-Trauercafé lernte ich Antje kennen. Antje hat ihre geliebte Tochter Josephine im vergangenen Jahr still geboren.

Sie war regelrecht geschockt, wie viele ihrer Mitmenschen nicht fähig waren, sie in ihrem Verlust empathisch zu begleiten.

Auch ihre Eltern waren sprach- und hilflos und wussten nicht, wie sie ihrer Tochter in ihrem schwierigen Verlust begegnen und sie unterstützen könnten.

Sie gab ihrer Mutter den Wegweiser:

Julia, meine Mama hat übrigens Deinen Wegweiser gelesen und mich gestern gefragt, ob ich von Josephine erzählen möchte. Vorher hatte sie – glaub ich – nicht so die Worte und hat sich nicht getraut. Danke!“

Antje bedeutet es unendlich viel, dass ihre Mutter sich die Mühe gemacht hat, sich in sie und ihr Leben ohne Kind an der Hand hineinzuversetzen und nach ihrer Tochter Josephine zu fragen. Sie beschreibt die Hilflosigkeit ihrer Eltern, aber auch die Offenheit neuen Ideen gegenüber. Für ihre Eltern war der Wegweiser genau die Hilfe, die sie brauchten, um mit ihrer Tochter ins Gespräch zu kommen.

Antje, ich sage dir von Herzen danke dafür, dass ich deine Begegnung hier teilen darf und wir damit gemeinsam noch mehr betroffenen Eltern Mut machen können, den Wegweiser wirken zu lassen.

So viele Eltern sehen sich durch den Namen ihres Kindes auf dem Wegweiser endlich als genau das, was sie sind:

ELTERN!“

Was der Wegweiser aber auch noch bewirkt hat:

Es sind all diejenigen Sternenkinder namentlich im Wegweiser genannt, deren Eltern diese Aktion unterstützt haben. Diese Broschüre ist damit sozusagen ein kleines Erbe all unserer Kinder.

Und mich haben am Mementotag und darüber hinaus viele Nachrichten glücklicher Eltern erreicht:

So viele Eltern sehen sich durch den Namen ihres Kindes auf dem Wegweiser endlich als genau das, was sie sind: ELTERN!

Stolze Eltern von sehr besonderen Kindern, welche diese Welt nur für eine kurze Zeit streifen durften. Stolze Eltern von sehr besonderen Kindern, welche eine unendliche Liebe in den Herzen ihrer Mamas und Papas hinterlassen haben.

Stolze Eltern von sehr besonderen Kindern, welche das Leben so vieler Menschen um sie herum grundlegend verändert haben.

Und das berührt mich zutiefst und lässt eine unbändige Dankbarkeit in mir entstehen. Denn wir alle sind Eltern – ob mit einem Kind an der Hand oder eben mit einem Kind fest im Herzen. Und so verdient es auch jedes Elternteil als genau das behandelt zu werden. Wir möchten über unsere Kinder sprechen, nach ihnen gefragt werden und unsere Kinder als festes Mitglied unserer Familien wissen. Auch, wenn unsere sehr besonderen Kinder für unsere Mitmenschen oft weniger sichtbar und spürbar sind.

Und genau dort darf der Wegweiser ansetzen und eine Umgangshilfe sein.

Der Wegweiser darf überall dort präsent sein, wo Menschen mit betroffenen Familien in Kontakt kommen, um so einen empathischen Umgang miteinander zu fördern.“

Wenn du diesen Artikel liest und selbst dein(e) Kind(er) verloren hast:

Habe den Mut, nimm deine Kraft zusammen und lasse deinen Mitmenschen, die vor lauter Überforderung nicht wissen, wie sie dir begegnen sollen, den Wegweiser zukommen.

Wenn du diesen Artikel liest und Jemand in deinem Umfeld sein(e) Kind(er) verloren hat:

Lies den Wegweiser und habe den Mut, den ersten Schritt auf die Betroffenen zuzugehen – denn im Zweifel reicht ihnen selbst nicht die Kraft, um Hilfe anzufordern oder ihre Bedürfnisse ihrem Umfeld gegenüber zu äußern.

Was können wir also tun?

Lasst uns den Wegweiser in die Welt hinaustragen an

  • betroffene Familien
  • das nächste Umfeld der verwaisten Eltern
  • Ärzte
  • Hebammen
  • Geburtshäuser
  • Kliniken
  • Hospize
  • Seelsorger
  • Kirchen
  • Apotheken
  • Bestatter
  • Familienzentren
  • Trauerbegleiter
  • Trauergruppen
  • usw.

Der Wegweiser darf überall dort präsent sein, wo Menschen mit betroffenen Familien in Kontakt kommen, um so einen empathischen Umgang miteinander zu fördern.

Den Wegweiser kannst du auf meiner Website kostenlos herunterladen und dann ausgedruckt und/oder virtuell verteilen.

Ich danke dir von ganzem Herzen für deine Unterstützung und deinen Beitrag für Veränderung –

damit es keine Frage des Zufalls ist, wie man verwaisten Eltern begegnet!

Manchmal ist es ganz einfach:
Es bedarf Menschen,
die aufeinander zugehen.
Den Rest übernimmt das Herz.“

Dahinter steht Julia Burger, Trauerbegleiterin, Gesundheitsberaterin und Mutter von zwei Kindern im Herzen und einem an der Hand.
Sie schreibt über die Themen Kindsverlust, Tod und Trauer und den langen und steinigen Weg zurück ins Leben. Dabei steht sie verwaisten Müttern mit ihren ganz persönlichen Erfahrungen, aber auch dem Fachwissen aus der Trauerbegleitung und der Gesundheitsberatung stärkend zur Seite.
„Leider sind die Themen Tod und Trauer im Allgemeinen und Kindsverlust im Besonderen immer noch viel zu sehr tabuisiert. Die Thematik der verwaisten Eltern gehört in die Mitte der Gesellschaft. Diese Tabus müssen gebrochen werden, damit kein Betroffener mit seiner Trauer alleine gelassen wird!“

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