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Die alten Griechen und der Tod

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Jenny Otte
Jenny Otte Kolumne 'ZWISCHEN TRAUER UND LEBEN'
6-2021

Mythen, Geschichten und Sagen faszinieren mich schon, seit ich denken kann. Sie erzählen von Helden und Heldinnen, von Menschlichkeit und Fantasiewesen, von Liebe und Hass, von Krieg und Frieden, vom Leben und natürlich auch vom Tod. Besonders die griechische Mythologie hat es mir angetan. Mit ihren unzähligen Göttern, die von Leidenschaft, Eifersucht, Liebe und Zorn getrieben sind und dabei erschaffen, aber auch zerstören und es den Menschen damit oft nicht leicht machen, die ihrerseits dramatischerweise fast immer (bewusst oder unbewusst) in ihr Unglück rennen.

Die griechische Mythologie ist ein Geflecht aus Namen, heldenhaften, aber auch unerhörten Begebenheiten, cleveren Taten, aber auch Grausamkeiten. Meiner Meinung nach macht genau das ihren Reiz aus.

In wenigen Geschichten erfahren wir so viel über die Lebens- und Todesvorstellungen der Menschen wie in den antiken Mythen der alten Griechen. Für mich Grund genug, mal einen Blick darauf zu werfen, wie die Griechen sich den Tod vorstellten und welche Bilder sie fanden, um ihn in ihren unzähligen Geschichten zu illustrieren.

Die beschwerliche Reise in die Unterwelt

Die alten Griechen gingen davon aus, dass die Seelen der Verstorbenen nach dem Tod in die Unterwelt gelangten. Dort warteten sie an den Ufern des Styx, des Flusses, der mit seinen schwarzen Wassern die Grenze zwischen der Welt der Lebenden und der Welt der Toten, dem sogenannten Hades, bildete.

Auf die andere Seite des Flusses konnten die Seelen nur gelangen, wenn sie den Fährmann Charon für die Überfahrt mit einem Obolus bezahlen konnten. Deshalb wurden Verstorbene im antiken Griechenland zumeist mit einer Münze unter der Zunge beerdigt. Konnte eine Seele nicht bezahlen, so war sie dazu verdammt, auf ewig an den Ufern des Styx zu bleiben.

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Hatte eine Seele die Überfahrt hinter sich gebracht, wartete das Tor zur Unterwelt auf sie, das jedoch von Zerberus, dem dreiköpfigen Höllenhund bewacht wurde. Diese furchterregende Gestalt ließ die Toten passieren, bestrafte sie jedoch grausam, wenn sie einen Fluchtversuch aus der Unterwelt unternehmen wollten.

Herrscher über die Unterwelt war Hades, Bruder von Zeus und Poseidon. Die Griechen hatten zahlreiche Synonyme für ihn, da die Nennung seines Namens Unglück bringen sollte.

Die Beurteilung der Totenseelen

In der Unterwelt wurden die Totenseelen beurteilt und je nachdem, wie gut oder böse sie in ihrem Leben gehandelt hatten, zu einem anderen Ort gebracht. Davon gab es drei.

Der erste war der Tartaros. Die besonders Bösen, sowohl Sterbliche als auch Unsterbliche wie die Titanen, fanden hier unten ihre ewige Strafe. Angeblich sollte er so tief sein, dass ein Amboss, der von der Erde in den Tartaros hinabfiel, erst nach neun Tagen dort landete.

Die meisten Toten gelangten zum Asphodeliengrund, wo sie als Schatten lebten und sich erst nach einiger Zeit verflüchtigten. Benannt ist dieser Ort nach den Asphodelen, einer Blumenart, die damals oft als Grabbepflanzung genutzt wurde. Die Seelen, die sich hier befinden, waren im Leben weder schlecht genug für den Tartaros noch gut genug für das Elysion.

Der dritte und letzte Ort der Unterwelt, an den eine Seele gelangen kann, wenn sie im Leben viel Gutes getan hat, ist das Elysion, auch Insel der Seligen genannt. Das Elysion ist eine paradiesähnliche Gegend, in der es weder Alter noch Krankheit gibt. Hier herrscht ewiger Frühling, alles blüht und wer aus dem Fluss Lethe trinkt, vergisst alles Leiden aus dem irdischen Leben.

Geschichten aus der Unterwelt

Zahlreiche Geschichten spielen in der Unterwelt. So wissen wir von Achilleus (auch Achill), einem der berühmtesten Helden der griechischen Mythologie, dass ihn die Berührung mit dem Fluss Styx unverwundbar machte. Bis auf seine bekannte Achillesferse natürlich, die ihm später zum Verhängnis wurde. Danach soll er über den Asphodeliengrund geherrscht haben, wo auch Odysseus ihn (beziehungsweise seinen Schatten) bei seinem Abstieg in die Unterwelt traf.

Auch die tragische Liebesgeschichte um Orpheus, dem berühmten Sänger, und Eurydike, einer Nymphe, findet ihren Höhepunkt und auch ihr Ende in den Gefilden der Unterwelt.

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Und nicht zuletzt führt der Raub der Perséphone, der Tochter von Demeter und Zeus, die Hades zu seiner Königin der Unterwelt machte, zur Entstehung der Jahreszeiten. Nach einem Streit zwischen Mutter und Verehrer einigte man sich darauf, dass Persephoné die Wintermonate in der Unterwelt verbringen musste, während sie im Sommer hinauf auf die Erde zu ihrer Mutter Demeter steigen durfte. Den alten Griechen zufolge ist das die Erklärung dafür, warum im Winter alles gefriert und nichts gedeiht, während die Sommermonate fruchtbare Zeiten und gute Ernte bringen.

Perséphone ist damit eine Grenzgängerin zwischen Leben und Tod. Wie kaum eine andere wandelt sie zwischen den beiden Welten und das Jahr um Jahr. Eine faszinierende Gestalt, wie ich finde.

Was können wir mitnehmen aus diesen Geschichten?

Was und ob etwas daraus mitzunehmen ist, bleibt wohl jedem und jeder selbst überlassen. Für die eine Person lassen sich aus den Geschichten rund um den Hades womöglich Moralvorstellungen für das eigene Leben ableiten. Für jemand anders bieten sie vielleicht einen Anlass, mal über die eigenen Todesvorstellungen nachzudenken oder sich mit denen anderer Mythologien und Religionen auseinanderzusetzen. Und für wieder andere handelt es sich dabei einzig und allein um interessante, vielleicht sogar spannende Geschichten.

Wie dem auch sei, für mich ist die griechische Mythologie in ihrem Reichtum an Geschichten immer wieder ein Quell der Freude und Inspiration.

Kolumne 'ZWISCHEN TRAUER UND LEBEN'
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